Ein Jahr Trump: "Eine riesige, selbst zugefügte Wunde"

Seit einem Jahr regiert im Weißen Haus ein Polit-Rüpel: Donald Trump. Der 45. Präsident der Vereinigten Staaten vergreift sich in der Wortwahl, die Manieren fehlen ihm, das politische Geschick häufig auch. Trump versucht es mit Sturheit - und mit viel Tamtam. Wir blicken zurück auf das erste Jahr seiner Präsidentschaft.

Es war ein unangenehmer Tag in Washington, dieser 20. Januar 2017. Schon früh am Morgen zog nasskalt der Nebel über die Stadt, später sollte es leicht zu regnen beginnen. Es war der Tag der Amtseinführung von Donald Trump. Der Immobilienmagnat aus New York ließ sich auf den Treppenstufen des Kapitols zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten vereidigen. Anschließend sandte er einen 16 Minuten anhaltenden Wortschwall an sein Volk und in die Welt, wie es ihn zuvor so von dieser Stelle noch nicht gegeben hatte: Donald Trumps Rede zu seiner Amtseinführung geriet nicht zum Versöhnungsversuch - es war eine Tirade. Der Wahlerfolg hat den verbissenen Wahlkämpfer Trump nicht verändern können. Der neue Präsident predigte Einheit. Und er säte Zwietracht.

In den USA sind die Gräben tiefer geworden, die Auseinandersetzungen verbitterter. "Herr Trump, sind Sie ein Rassist?", rief eine Reporterin dem Staatsoberhaupt dieser Tage zu. Selten hat sich ein US-Präsident solch eine Frage gefallen lassen müssen. Erst Tage später antwortete er: Nein, er sei kein Rassist. Immerhin.

Beiträge und Interviews

dpatopbilder - US-Präsident Donald Trump spricht am 16.01.2018 in Washington, District of Columbia, USA, während einer Podiumsdiskussion im Eisenhower Executive Office Building
AP

"Was Trump macht, ist besorgniserregend"

Genau ein Jahr ist US-Präsident Donald Trump am 20. Januar 2018 im Amt. Die Hoffnungen, dass er sich nach seinem polarisierenden Wahlkampf mäßigen und aufhören würde, das Land zu spalten, haben sich nicht erfüllt. Unsere US-Korrespondentin Martina zieht in ihrem Kommentar die Bilanz eines "atemlosen" Jahres.

Donald Trump und seine Frau Melania gehen am 20.01.2017 bei der Parade zu seiner Amtseinführung ein Stück zu Fuß vom Kapitol zum Weißen Haus in Washington (USA)
AP

- Politik wie auf der Achterbahn

Seit einem Jahr regiert Donald Trump die USA - es ist wie eine Fahrt mit der Achterbahn. Nicht mal 40 Prozent der Amerikaner finden, er macht einen guten Job. Vor der Kongresswahl im November müssen die Republikaner zittern. Unser USA-Korrespondent Martin Ganslmeier mit einer Bilanz.

US-Senator Bernie Sanders bei einer Rally gegen Donald Trump
imago/MediaPunch

Die Sehnsucht nach einem Versöhner

Die Niederlage von Hillary Clinton gegen Donald Trump bei den US-Wahlen 2016 traf die demokratische Partei ins Mark. Bis heute, so meint der Politikwissenschaftler Michael Werz, haben sie sich nicht von dem Schock erholt. Allerdings seien sie auf einem guten Weg - auch weil Trumps Politik und insbesondere seine Art zu einer Solidarisierung mit den Demokraten geführt habe.

US-Präsident Trump ernennt Neil Gorsuch zum neuen Bundesrichter
imago/ZUMA Press

Hat Trump seine konservative Agenda umgesetzt?

Donald Trump: Seit einem Jahr poltert der Mann sich jetzt schon durch das Amt des US-Präsidenten. Angetreten war Trump mit einer sehr konservativen Agenda - und die hat er nach Meinung der konservativen Kommentatoren auch umgesetzt, wie US-Korrespondent Jan Bösche berichtet.

Symbolbild: Gemeinsames Dinner
imago/Westend61

"Make America Dinner Again": Essen gegen die Zwietracht

Die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten und sein Verhalten innerhalb der ersten 12 Monate seiner Amtszeit haben die Gräben zwischen den Menschn in den USA eher noch weiter aufgerissen. Doch einige Demokraten und Republikaner wollen sie gerne wieder zuschütten - und zwar mit Essen: Sie treffen sich zum gemeinsamen Dinner - politische Streitgespräche inclusive. Martina Buttler war bei einem dabei.

Robert de Niro kritisiert Donald Trump lautstark
imago/Pacific Press Agency

"Kommt schon! Dieser Idiot ist der Präsident!"

Gerade in Hollywood hat Donald Trump viele Feinde. Einer seiner prominentesten Gegner wird nicht müde, ihn lautstark zu kritisieren. Star-Schauspieler Robert de Niro sollte bei einer Preisverleihung kürzlich in New York eigentlich Kollegin Meryl Streep ehren. Es wurde aber de Niros jüngste Schimpftirade gegen den Präsidenten. Wie es dazu kam, beschreibt ARD-Korrespondent Kai Clement.

Dunkle Wolken am Himmel
imago/STPP

"Science is not fake news": Trump und die Wissenschaft

Ein Jahr ist US-Präsident Donald Trump jetzt im Amt - und er hat Spuren hinterlassen in allen Bereichen. Furore machte er gleich zu Beginn seiner Präsidentschaft mit einer Breitseite gegen die Klimawissenschaftler, auch denen warf er vor, Fake News zu verbreiten. Doch die Wissenschaftler wehren sich. Trump und die Wissenschaft - US-Korrespondentin Martina Buttler berichtet.

Der Politiker Jürgen Hardt, CDU, Koordinator für die Transatlantische Zusammenarbeit im Auswärtigen Amt; Außenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion
imago/Horst Galuschka

Ein Jahr US-Präsident Trump – eine Schadensbilanz

Kaum eine politische Entwicklung hat auf internationaler Ebene so viel Unsicherheit hervorgerufen wie die Wahl Donald Trumps zum amerikanischen Präsidenten, auch in Europa. Ob es nun um die Sicherheitsgarantie der USA gegenüber Europa mittels der NATO geht oder um die Entschlossenheit, russischen Versuchen entgegenzutreten, die europäische Sicherheitsordnung in Europa auszuhöhlen: Trump scheint kaum gemeinsame Interessen von den USA und Europa zu kennen.

Trump versprach von den Stufen des Kapitols das, was er im Wahlkampf angedeutet hatte: Er wolle dem Establishment die Macht entreißen und sie dem Volk zurückgeben. "Der 20. Januar 2017 wird als der Tag in Erinnerung bleiben, an dem das Volk wieder die Regierung übernahm", sagte Trump salbungsvoll. Die Realität ist zwölf Monate später eine andere. Noch nie waren so viele Vertreter des Großkapitals in einer Regierung versammelt wie unter Donald Trump. Die Wall-Street, so befürchten Kritiker, hat die Macht übernommen, nicht das Volk. Fast täglich jubiliert Donald Trump über steigende Börsenkurse. Die Nutznießer sind nicht die kleinen Leute im Mittleren Westen.

Auch außenpolitisch treten die USA auf der Stelle. Im Nahen Osten macht Trump Klientelpolitik, in der Nordkorea-Krise regieren große Worte statt starker Taten. Wie groß die Angst in der Bevölkerung vor einem Atomkrieg mit Nordkorea ist, bewies erst vor Tagen ein Fehlalarm auf Hawaii: Tausende gerieten in Panik, hatten Todesangst. "Das geht auf Ihr Konto, Herr Trump", schrieb die Schauspielerin Jamie Lee Curtis.

Elaine Kamarck vom angesehenen Washingtoner Politik-Thinktank Brookings kommt zu einem vernichtenden Ergebnis: "Das erste Jahr seiner Präsidentschaft war nichts als eine riesige, selbst zugefügte Wunde."

Ein Jahr Trump in Zitaten

RSS-Feed
  • - 20.01.2017

    "Amerika zuerst."

    (in seiner Antrittsrede in Washington über die künftige Politik)

  • - 27.02.2017

    "Niemand wusste, dass Gesundheitspolitik so kompliziert sein könnte."

    (vor Gouverneuren in Washington)

  • - 17.03.2017

    "Zumindest haben wir vielleicht etwas gemeinsam."

    (bei einer Pressekonferenz mit Kanzlerin Angela Merkel in Washington. Trump bringt seine unbelegten Abhörvorwürfe gegen Vorgänger Barack Obama mit dem Lauschangriff der US-Geheimdienste auf Merkels Handy während Obamas Regierungszeit in Zusammenhang)

  • - 12.04.2017

    "Ich habe gesagt, es (das Bündnis) ist obsolet. Es ist nicht länger obsolet."

    (in Washington über die NATO)

  • - 10.05.2017

    "Ich habe gerade den Chef des FBI gefeuert. Er war verrückt, ein echter Spinner. Ich habe wegen Russland einen großen Druck verspürt. Der ist jetzt weg."

    (bei einem Treffen unter anderen mit Russlands Außenminister Sergej Lawrow im Oval Office über FBI-Direktor James Comey. Dessen Behörde untersucht den Vorwurf von Moskau-Kontakten des Trump-Wahlkampfteams.)

  • - 01.06.2017

    "Ich wurde gewählt, um Pittsburgh zu repräsentieren, nicht Paris."

    (nach dem US-Rückzug aus dem Pariser Klimaabkommen)

  • - 25.07.2017

    "Diese ganze Russland-Geschichte ist eine totale Hexenjagd. (...) Es gab keine Absprachen mit Russland. Wir haben uns nie mit Russland abgegeben."

    (in einem Interview des "Wall Street Journal")

  • - 08.08.2017

    "Ihnen wird mit Feuer und Wut begegnet werden, wie es die Welt niemals zuvor gesehen hat."

    (in einem Pressebriefing über das nordkoreanische Atom- und Raketenprogramm)

  • - 22.09.2017

    "Stell den Hurensohn sofort vom Feld!"

    (in einer Rede in Alabama über Football-Spieler der NFL, die sich als Zeichen gegen Rassendiskriminierung bei der US-Nationalhymne vor Spielen hinknien)

  • - 11.10.2017

    "Es ist offen gesagt ekelhaft, dass die Presse in der Lage ist, zu schreiben, was immer sie schreiben will."

    (bei einer Pressekonferenz im Oval Office zum Thema Pressefreiheit)

  • - 12.11.2017

    "Ich würde ihn nie als 'klein und fett' bezeichnen."

    (auf Twitter über Nordkoreas Führer Kim Jong Un, der ihn zuvor als senilen Greis bezeichnet hatte)

  • - 06.12.2017

    "Heute erkennen wir das Offensichtliche an: dass Jerusalem die Hauptstadt Israels ist."

    (in Washington)

  • - 11.01.2018

    "Warum lassen wir all diese Menschen aus Drecksloch-Staaten herkommen?"

    (laut "Washington Post" angeblich über Einwanderer aus Haiti, El Salvador und Afrika)

Bildergalerie: Der legendäre Tag von Trumps Amtseinführung

"You're fired!" Personalwechsel im ersten Trump-Jahr

  • Sally Yates

  • MICHAEL FLYNN

  • HERBERT RAYMOND MCMASTER

  • JAMES COMEY

  • MIKE DUBKE

  • WALTER SHAUB

  • SEAN SPICER

  • MICHAEL SHORT

  • REINCE PRIEBUS

  • JOHN KELLY

  • ANTHONY SCARAMUCCI

  • DINA POWELL