Der digitale Wahlkampf 2017 - Fake-News, Bots und Trolle

Haben die Interessen der Bürger eigentlich im Wahlkampf einen Einfluss auf die Parteien? Wie stellt die Politik sich im Wahlkampf eigentlich auf? Und da wird eines immer wichtiger: in den digitalen Welt auf der Höhe der Zeit zu sein. Martin Mair über den Einfluss von Fake News und Social Bots.

Lange blonde Haare, volle Lippen, tiefblaue Augen - Natashas Profilbild im Netz sieht aus, als entstamme es einem Katalog für Supermodels. Doch was sie da twittert, ist weniger sanft. Ein Beispiel.

"Merkel! Du bist eine Volksverbrecherin, Du gehörst weggemacht."

Der Tweet der blonden Schönheit stammt in Wahrheit nicht von Natasha, sondern einem Social Bot. Einem Propagandaroboter, der sich als Mensch ausgibt, erklärt Simon Hegelich von der Uni München.

"Wenn wir uns Twitter anschauen: 140 Zeichen. Da kann ich einfach eine Liste erstellen mit Tweets, die der Roboter abschicken soll. Und dann kriegt der noch ein bisschen künstliche Intelligenz, dass er autonom anderen Leuten folgen soll und trendige Hashtags aufgreift – fertig ist der Bot."

Und er kann im Netz munter sein Unwesen treiben. Im US-Wahlkampf war das ein riesen Thema: Haben Social Bots die Wahl beeinflusst? Sind sie ein Grund für den Erfolg von Donald Trump? Antworten hat die Wissenschaft kaum, fest steht aber: Das Thema war lange nur eines für ein paar Experten. Doch im Oktober vergangenen Jahres, sprach plötzlich die Kanzlerin selbst davon.

"Solche Mechanismen können zur Verzerrung der Wahrnehmung führen, sie verändern den Blickwinkel und deshalb gilt es daran zu arbeiten, solche Mechanismen zu durchschauen."

Tutorial: Social Bots erkennen

Sie tauchen meist in sozialen Netzwerken als falsche Accounts auf: Social Bots. Automatische Programme, die menschliches Verhalten simulieren. Sie können Postings absetzen und auf Tweets reagieren. Aber es gibt Merkmale, wie sie zu erkennen sind. Ein Tutorial von tagesschau.de.

Wie umgehen mit Social Bots?

Was Merkel hier noch recht abstrakt formuliert, beschäftigt die Wahlkampfmanager der Parteien sehr konkret. Los geht's bei der Frage, ob man selber Social Bots nutzt, um auf Stimmenfang zu gehen- klares Nein von allen Parteien. SPD-Spitzenkandidat Martin Schulz preschte vor, machte sich für ein Fairnessabkommen stark.

"Ein Fairnessabkommen, dass auch die Nichtnutzung von Social Bots mit einschließt und ich lade alle ein, gemeinsam zu überlegen, wie wir mit falschen Meldungen im Internet, mit Verleumdungen umgehen."

Die Antwort der etablierten Parteien darauf: Reden, aufklären und selbst wissen, was im Netz passiert. In einem schmucklosen Raum mit ein paar Computern sitzt in der Bundesgeschäftsstelle der Grünen ein Mitarbeiter vor zwei Monitoren. Im Cockpit, wie es Wahlkampfstratege Robert Heinrich nennt.

"Wo er die verschiedenen Twitter-Kanäle beobachtet und schaut, was sind gerade die Trends, wo wird kommentiert, wo wird gepostet, wer postet gerade auch innerhalb der Grünens und schaut, wo muss man reagieren, wo kann man reagieren."

Leicht ist das nicht, denn Falschmeldungen verbreiten sich oft in Lichtgeschwindigkeit im Netz - angefeuert durch Social Bots. Wer die programmiert, ist oft unklar. Und auch, ob sie tatsächlich Wähler so beeinflussen, dass die ihr Kreuz an einer bestimmten Stelle machen, sagt der Bot-Forscher Hegelich.

"Ich stelle mir das so vor - aber es ist schwer zu beweisen - wenn ich aggressive Bot-Nachrichten in den Netzwerken haben, sich die gemäßigten Stimmen zurückziehen. Und dann schreien sich im Internet alle an. Das erleben wir gerade, ohne es richtig zu verstehen."

Was gestern wie ein Weltmeister twitterte, kann heute schon Vergangenheit sein. Die schöne Natasha mit den harschen Worten jedenfalls hat jemand abgestellt - der Social Bot ist im digitalen Nirwana verschwunden.

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