HapticWalker (Bild: Norbert Michalke/Fraunhofer)
Bild: Fraunhofer

- Auf der Suche nach dem Jungmachanzug

Sogenannte Altersanzüge sind bekannt - man zieht sie an und simuliert das Alter: Man sieht und hört nicht mehr so recht, der Rücken wird krumm. Kurzum: Man fühlt sich wie 80. Sicher ein spannendes Experiment, aber: Wäre es nicht viel cooler, man könnte sich als 80-Jähriger einen Anzug anziehen und sich wieder wie 30 fühlen? Gesteuert durch Sensoren, die altersbedingte Schwächen sofort messen und ihnen gegensteuern? Anna Corves hat sich auf die Suche nach dem "Jungmachanzug" gemacht.

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Problemzone 3: Die Körperchemie

Wenn man älter wird, ändert sich auch die Biochemie des Körpers, etwa die Hormone wie Testosteron und Östrogen, oder auch der Blutzucker. Das kann zum Beispiel die Muskeln und die Leistungsfähigkeit schwächen. Will man das also in Zukunft verhindern, muss man sich auch um diese Stoffe kümmern.

Ob das geht, weiß Professor Friedrich Köhler, Internist und Pionier im Bereich der Telemedizin. "Die Besonderheit ist da", berichtet Köhler, "dass wir da eine eigenständige Abteilung haben, die sich nur mit dem Patienten an der virtuellen langen Leine beschäftigt".

Ein Raum, drei Frauen vor je drei Bildschirmen, die Kurven, Tabellen, Werte zeigen. An der Wand: Eine große Deutschlandkarte, mit vielen bunten Fähnchen gespickt: "Sie sehen hier deutschlandweit, wo die Patienten sind. Und dann haben sie hier Arbeitsplätze, die eigentlich aussehen, wie die eines Brokers."

Telemedizinisches Zentrum (Bild: Charité Universitätsmedizin Berlin)
Telemedizinisches Zentrum an der Charité

Der Patient wird aus der Distanz betreut

Die drei Frauen sind Pflegerinnen und überwachen von hier aus 1.500 herzschwache Patienten bundesweit. Die messen zuhause regelmäßig Blutdruck und Gewicht - die Daten werden automatisch auf die Rechner hier übermittelt. Meldet das System ein Problem - fährt ein echter, analoger Arzt los: "Das ist der sogenannte Status O im sogenannten "Remote Patient Management", das heißt also Patient mitbetreut über die Distanz", erklärt Köhler.

Klingt ziemlich bodenständig - und noch weit weg von meiner Vision: Kann es einen Anzug geben, der kontinuierlich meine Blutwerte und Stoffe misst - und gleich gegensteuert, wenn sich ein Stoffmangel abzeichnet?  Köhler verweist auf das großangelegte Zukunftsprojekt, an dem er zusammen mit Informatikern, Technikern und vielen anderen Disziplinen forscht. "Next Generation of Body Monitoring" heißt es: "Grundfrage in diesem Fall ist, ob man mit einem Mikrochip, der also viel kleiner ist als eine SIM-Karte vom Telefon, der sogar implantiert werden kann, Laborleistung mit größter Präzision auch abbilden kann: Hormone messen kann, Medikamentenspiegel messen kann, ohne dass es großer Blutabnahmen bedarf. Und da stehen wir am Anfang."

Professor Friedrich Köhler (Bild: Charité Universitätsmedizin Berlin)
Professor Friedrich Köhler

"Auch mit 80 noch selbstbestimmt leben können"

Das Labor auf dem Chip also. Fehlt nur noch die Möglichkeit, gemessene Stoffschwankungen automatisch auszugleichen. Und genau daran forscht wiederum die Nanotechnologie - an Nano-Robotern, so genannten Nanobots. Winzigste Roboter, die nicht einmal unter dem Mikroskop sichtbar sind: "Dass man dann eben auf Molekülbasis genau so viel, wie viel man eben von diesem Wirkstoff braucht, eben auch idealerweise an die Zelle bringt, die es dann auch benötigt. Das sind alles solche Visonen der Medizin des 21., vielleicht sogar des 22. Jahrhunderts."

Das Ziel auch hier: Die Schwächen des Alters abzufedern. "Das ist unsere Aufgabe. Zu sagen: Wir können mit 80 immer noch selbstbestimmt leben."

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Frau mit Datenbrille (Bild: imago/Westend61)
imago stock&people

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