HapticWalker (Bild: Norbert Michalke/Fraunhofer)
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- Auf der Suche nach dem Jungmachanzug

Sogenannte Altersanzüge sind bekannt - man zieht sie an und simuliert das Alter: Man sieht und hört nicht mehr so recht, der Rücken wird krumm. Kurzum: Man fühlt sich wie 80. Sicher ein spannendes Experiment, aber: Wäre es nicht viel cooler, man könnte sich als 80-Jähriger einen Anzug anziehen und sich wieder wie 30 fühlen? Gesteuert durch Sensoren, die altersbedingte Schwächen sofort messen und ihnen gegensteuern? Anna Corves hat sich auf die Suche nach dem "Jungmachanzug" gemacht.

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Problemzone 2: Die Kognition

Agnes Flöel ist Professorin für kognitive Neurologie an der Charité und leitet dort die Gedächtnissprechstunde. Hier, in einem Klinkerbau der Charité auf dem Campus in Mitte, suchen ältere Menschen Rat, die immer vergesslicher werden. Die Arbeitsgruppe von Agnes Floel beschäftigt sich mit kognitiven Schwächen - der zweiten Problemzone des Alters. Das hat mich zu ihr geführt.

Wenn ich an Alter denke, stelle ich mir vor, dass ich mich dann schlechter konzentrieren kann, dass ich eine verminderte Reaktionsschnelligkeit habe, schneller müde werde. Sind das alles Faktoren, die sich neurologisch abbilden lassen? Ja, sagt Agnel Flöel - durch Hirnstrommessungen: "Wenn es jetzt um Hirnströme geht, so ist das im allgemeinen das EEG, wo man abbilden kann, welche vorherrschenden Wellen im Gehirn in bestimmten Arealen zu finden sind. Und grundsätzlich gibt es da schon Veränderungen zum Alter hin, zum Beispiel wird das Ganze langsamer, unregelmäßiger. Was man auch weiß, ist, dass bestimmte Hirnregionen in ihrem miteinander schwingen und damit kommunizieren schlechter werden."

EEG-Haube stimuliert das Gehirn

So entsteht Vergesslichkeit beispielsweise dadurch, dass das Areal für die Informationskontrolle nicht mehr perfekt synchron mit dem für die Informationsspeicherung zusammenarbeitet. Um das Gehirn zu verjüngen, muss also unter anderem diese Zusammenarbeit verbessert werden. Das geht mithilfe von Elektro-Stimulation, wie Neurologin Agnes Flöel in Studien zeigt. Probanden, die durch Elektroden am Kopf leichte Stromreize erhalten, können zum Beispiel Gedächtnisaufgaben besser lösen als Probanden ohne diese Stimulation.

"Was durchaus denkbar ist und was jetzt sogar schon in Pilotprojekten auch von uns ausprobiert wird, ist, dass man so mobile EEG-Hauben hat", erklärt Flöel. "Das heißt, man hat quasi eine Haube auf, die tatsächlich durchgehend die Hirnstromaktivität messen kann. Auch diese Stimulatoren lassen sich im häuslichen Umfeld anwenden. Wenn jetzt zum Beispiel eine Aufgabe am Computer durchgeführt wird, einfach so ein kognitives Trainingsprogramm, kann tatsächlich gemessen werden: Wie sind die Hirnströme? Und wenn jetzt bestimmte Algorithmen sagen, das ist jetzt nicht ideal für diese Aufgabe, kann dann angepasst stimuliert werden."

Der komplexe Alltag der Kognition

Dann ist es ja eigentlich kein großer Schritt mehr, das alltagsfähig und dem Verbraucher zugänglich zu machen. Ziehe ich mir also bald morgens so eine Haube auf, die meine altersbedingten, kognitiven Schwächen ausgleicht? Agnes Flöel bremst meine Euphorie ein wenig: "Ich denke, der Weg dahin ist in jedem Fall beschritten. Aber es wird halt wesentlich schwerer, wenn man versucht, den Alltag insgesamt zu beeinflussen. Denn in jeder Situation hat man so viele verschiedene Dinge, die man tut und die dann gewissermaßen auch in Konkurrenz miteinander stehen, dass da der Algorithmus im Moment noch nicht gefunden. Aber ausgeschlossen ist das sicher nicht."

Das Fazit zu Problemzone 2, der Kognition: Nicht unmöglich, dass wir eines Tages so eine Hightech-Leistungsstütze haben werden, aber es wird schon noch eine ganze Weile dauern.

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Frau mit Datenbrille (Bild: imago/Westend61)
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