Der Syrienkrieg und seine Akteure

Millionen Syrer fliehen vor dem Krieg. Tausende kommen nach Deutschland. Angesichts des Elends werden Rufe nach einer Intervention laut.  Vier Jahre nach Beginn des Bürgerkriegs kommt damit wieder Bewegung in die internationale Diplomatie. Die Lage ist jedoch verworren: Was als Aufstand gegen das Regime von Assad begann, hat sich zu einem Bürgerkrieg mit vielen Fronten entwickelt. Wir versuchen in täglichen Interviews, die komplexe Situation zu erfassen.

Chronologie

In dem seit fast vier Jahren andauernden Syrienkrieg tut sich der Westen schwer, die richtige Strategie zu finden. Die Gemengelage in dem Bürgerkrieg mit inzwischen mehr als 200.000 Toten ist kompliziert, der ungeliebte Präsident Baschar al-Assad nach wie vor an der Macht.

Anfang 2011: Im Zuge des "Arabischen Frühlings" regt sich zunächst in Damaskus und dann in immer mehr syrischen Städten ein friedlicher Protest gegen das Assad-Regime.

März 2011:
Der friedliche Protest eskaliert zu einem bis heute ungelösten Bürgerkrieg. 

August 2011: Der UN-Sicherheitsrat einigt sich erstmals auf eine Verurteilung Assads nach dessen blutigem Vorgehen gegen Oppositionelle.

Juni 2012: Die fünf UN-Vetomächte - also auch Russland und China - und mehrere Nahost-Staaten einigen sich in Genf auf einen Fahrplan für einen politischen Übergangsprozess in Syrien. Die geplante Übergangsregierung wird nicht gebildet, der Bürgerkrieg geht weiter.

August 2012: US-Präsident Barack Obama droht mit militärischen Konsequenzen, sollte das syrische Regime die "rote Linie" überschreiten und Chemiewaffen im Kampf gegen die Rebellen einsetzen.

August 2013: Trotz eines Giftgaseinsatzes mit mehr als 1400 Toten verzichtet Obama auf einen Militärschlag.

Oktober 2013: Nach einer Resolution des UN-Sicherheitsrates und auf internationalen Druck tritt Damaskus der Chemiewaffen-Konvention bei. Die Vernichtung des syrischen Giftgas-Arsenals beginnt.

Januar/Februar 2014: Friedensverhandlungen zwischen der Opposition und Vertretern des Assad-Regimes in Genf bleiben ohne Ergebnis.

August 2014: Die USA und Verbündete fliegen erste Luftangriffe gegen die Terrormiliz Islamischer Staat im Irak. Die Extremisten hatten sich im Nordirak ausgedehnt und auch ihre Stellung in Syrien gefestigt.

September 2014: Die USA und arabische Verbündete weiten ihre Angriffe auf den IS auf Syrien aus. Der Kongress gibt grünes Licht für die Ausbildung und Bewaffnung gemäßigter Rebellen. Obama fordert in einer Rede an die Nation eine politische Lösung für Syrien, spricht dem Assad-Regime dabei jedoch jede Legitimität und Rolle ab.

September 2015: Erstmals fliegt auch die französische Luftwaffe einen Angriff gegen ein Ausbildungslager von Kämpfern des IS in Syrien. Am gleichen Tag greift Israel zwei Posten der syrischer Regierungstruppen auf den Golanhöhen mit Geschossen an - von da soll vorher israelisch kontrolliertes Gebiet angegriffen worden sein. Ende des Monats schickt auch Russland Kampfflugzeuge nach Syrien - nach russischen Angaben, um IS-Lager anzugreifen. Andere Quellen sprechen vom Angriff auf eine gemäßigte Rebellengruppe, die mit den USA zusammenarbeitet.

Oktober 2015: Zu Verhandlungen für den Frieden in Syrien treffen sich in Wien Vertreter aus den USA und Russland, Deutschland, Frankreich, Ägypten und der Türkei. Erstmals nehmen aber auch die Außenminster der beiden verfeindeten Regionalmächte, Saudi-Arabien und Iran, an der Friedenskonferenz teil.

November 2015: Die Türkei schießt im Grenzgebiet zu Syrien einen russischen Kampfjet ab. Putin droht mit ernsten Konsequenzen. Nach islamistischen Terroranschlägen in Paris bombardiert Frankreich IS-Stellungen in Syrien. Deutschland schickt zur Unterstützung unter anderem Aufklärungs-Tornados. Inzwischen haben sich rund 60 Staaten zu einem Bündnis gegen den IS zusammengeschlossen.

Dezember 2015: Der UN-Sicherheitsrat einigt sich auf einen Fahrplan zum Frieden in Syrien, lässt aber offen, was aus Assad werden soll und wer als Verhandlungspartner bei der für die in Genf angesetzte Konferenz akzeptabel ist.

Januar 2016: Der ursprünglich geplante Beginn der Konferenz am 25. Januar wird zunächst auf den 29. Januar verschoben. Wer teilnehmen soll, ist weiter strittig. Assad will nur gemäßigte Rebellengruppen zulassen, Saudi-Arabien dringt darauf, dass möglichst viele
Regimegegner, auch extremistische, teilnehmen. Russland fordert zudem die Teilnahme syrischer Kurden, was aber die Türkei ablehnt.

Der Syrien-Konflikt und seine Parteien

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dpa

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