Thomas de Maizière, Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentags, spricht beim Auftakt-Gottesdienst.
dpa
Bild: dpa Download (mp3, 19 MB)

Vis à vis - Thomas de Maizière: "Neugier auf Glauben und Kirche machen"

Kirchentagspräsident Thomas de Maizière schwärmt von der "großartigen Gemeinschaft" auf dem 38. Evangelischen Kirchentag und von der Gastgeberstadt Nürnberg. Es sei besser gewesen als befürchtet, sagt er im Gespräch mit Ulrike Bieritz. Und er glaube fest an die Zukunft der Kirche.

"Ich bin natürlich körperlich müde, aber geistig und geistlich erfüllt und gestärkt", sagt Kirchentagspräsident Thomas de Maizière zum Abschluss des 38. Evangelischen Kirchentages in Nürnberg. Er hoffe darauf, dass das Treffen "auch eine hoffnungsstiftende Quelle für die Debatten in unserem Land" sein werde.

Viel Respekt und Freundlichkeit


Er habe die Teilnehmerinnen und Teilnehmer als sehr freundlich wahrgenommen, sagt der ehemalige Bundesminister der Verteidigung und des Inneren. Sie hätten konzentriert zugehört, selbst bei Menschen, die eine andere Meinung vertraten als sie. Auch die Veranstaltungen mit Politikern hätten großes Interesse hervorgerufen und seien sehr respektvoll verlaufen.

Dennoch wurde beim Kirchentag kontrovers debattiert - über Frieden, Klima, Generationengerechtigkeit und Demokratie. "Dass hier der Generalinspekteur der Bundeswehr als oberster Soldat mit einem radikalen Pazifisten streitig diskutiert und 6000 Menschen mucksmäuschenstill und beeindruckt zuhören - das ist großartig", so de Maizière.

Neue Formen des Gottesdienstes


Für ihn habe der Kirchentag auch die Funktion, neugierig auf Glauben und Kirche zu machen, sagt der CDU-Politiker. "Wir haben uns zum Beispiel mit der Frage beschäftigt, wie neue Gottesdienstformen aussehen können, damit Menschen kommen", sagt de Maizière. So habe es etwa einen umstrittenen Gottesdienst mit Künstlicher Intelligenz gegeben und eine Bibelarbeit, bei der wenig gesprochen und sich viel berührt wurde.

"Ich hoffe, davon bleibt auch ein bisschen - und nicht nur die Debatte über Krieg und Frieden, Klima und Demokratie", meint der Kirchentagspräsident. "Jedenfalls haben wir gezeigt und bewiesen, dass ein Kirchentag - in unserer jetzigen Gegenwart - etwas ist, das diesem Land guttut." Auf die Frage, ob Nürnberg ihm Hoffnung für die Zukunft der Kirche macht, antwortet de Maizière: "Uneingeschränkt ja."

Auch auf rbb24inforadio.de

dpa

Leben - Welche Zukunft hat die Kirche?

Rund 70 000 Gläubige haben in den vergangenen Tagen den 38. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Nürnberg gefeiert. Das Christentreffen war ein Glaubensfest - aber auch eine Ideenbörse für die Zukunft der Kirche, die beständig Mitglieder verliert und um ihren Platz in der Gesellschaft ringt. Von Vera Kröning-Menzel

Eine Fahne des Deutschen Evangelischen Kirchentags und die Kirchenfahne der Evangelischen Kirche hängen vor der St. Paul Kirche in Nürnberg.
dpa

Interview - Evangelischer Kirchentag: "Politisch sein gehört zum Christ sein"

Der 38. Evangelische Kirchentag in Nürnberg läuft noch bis Sonntag. Dort geht es traditionell nicht nur um religiöse Themen, sondern auch um politische Debatten. Der Kirchentag sei ein Diskursraum, demonstriere aber auch gesellschaftlichen Zusammenhalt, sagt Anna-Nicole Heinrich, Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland.