Interview - Ex-Botschafter Stein: Sorge um Israel ist Teil der Verantwortung
Vor genau 60 Jahren haben Deutschland und Israel ihre politische Freundschaft begonnen. Es könne die Beziehung stärken, wenn Deutschland kritische Fragen stellt, sagt der ehemalige israelische Botschafter Shimon Stein.
Ob die neue Bundesregierung Israel gegenüber den richtigen Ton treffe, werde sich erst noch zeigen, sagt der ehemalige israelische Botschafter in Deutschland Shimon Stein. "Auf jeden Fall haben wir [mit Friedrich Merz, Anm. d. Red.] einen deutschen Bundeskanzler, der seine pro-israelische Haltung bereits vor seiner Amtseinführung klar und unmissverständlich zum Ausdruck gebracht hat", sagt Stein.
Es stelle sich immer die Frage, wie Deutschland mit seiner Verantwortung gegenüber Israel umgehe, sagt Stein. "Wenn man diese Verantwortung heutzutage übernimmt, dann blickt man auch mit einer gewissen Sorge dorthin, wohin Israel unter diesem Ministerpräsidenten steuert."
Stein: "Hoffentlich hört Netanjahu zu"
Er selbst beobachte die Politik des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanhjahu kritisch - ihm fehle "die Strategie, wohin die Reise geht", so der ehemalige Botschafter. So begrüße er, dass der Bundeaußenminister Johann Wadephul (CDU) bei seinem Besuch in Israel am Wochenende Netanjahu auf die militärische Operation in Gaza angesprochen hat.
"Wenn der Außenminister und der Bundeskanzler mit Israel offen umgehen, Fragen stellen und Besorgnis zum Ausdruck bringen, wird das die Beziehungen verstärken, glaube ich", so der Ex-Botschafter. "Und hoffentlich hört der Premierminister zu, was Freunde ihm sagen."