Interview - Politologin: Holpriger Start ist für Merz gute Mahnung
Erst im zweiten Anlauf gelingt es Friedrich Merz, im Bundestag zum zehnten Kanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt zu werden. Die Politologin Ursula Münch sieht darin fehlenden Rückenwind, erkennt aber auch eine wichtige Lektion für den CDU-Politiker.
Einen desaströsen Fehlstart will Ursula Münch Friedrich Merz als Kanzler nicht bescheinigen. Zur Wahl erst im zweiten Anlauf ins wichtigeste politische Amt Deutschlands sagt sie aber, es sei kein wirklich guter Start gewesen. "Gut, dass solche Sachen dann eher am Anfang passieren", stellt die Direktorin der Akademie für Politische Bildung in Tutzing fest. Potenzielle Selbstsicherheit und Überheblichkeit, die manch einer beim Amtsantritt verspüren würde, "die sind ihm garantiert vergangen", so Münch, die dem Ganzen so gar etwas Positives für Merz abgewinnt.
Münch: Merz auf dem Boden der Realität
Merz sei durch die Wahl erst im zweiten Anlauf "sehr schnell auf dem Boden der Realität angekommen", sagt die Politologin. Er wisse nun, dass er es in den zwei Fraktionen seiner Regierung mit Abgeordneten zu tun habe, die auch einmal bereit seien, das eigene Ego in den Vordergrund zu stellen. "Das ist eine gute Mahnung."
Die Professorin geht im Interview auch auf verlorenes Vertrauen ein, mit dem Friedrich Merz innerhalb seiner CDU aus verschiedenen Richtungen und in Zusammenhang mit wichtigen politischen Fragen konfroniert ist - etwa dem Umgang mit der AfD, aber auch dem mit dem Schuldenmachen. Schließlich schätzt sie die Lage rund um strengere Grenzkontrollen und Zurückweisungen ein.