Interview - Audretsch (Grüne) fordert Neuorientierung seiner Partei
Der Vizefraktionschef von Bündnis90/Die Grünen, Andreas Audretsch, hat seine Partei aufgefordert, sich neu zu orientieren. Man habe es verpasst, junge und progressive Menschen zu erreichen.
Durch das Scheitern des BSW an der Fünf-Prozent-Hürde steht auch fest: Die Grünen werden für ein Regierungsbündnis mit Union und SPD nicht gebraucht und fliegen somit aus der Regierung. Da ist es nur ein schwacher Trost, dass ihre Verluste (- 3 %) im Vergleich zu denen der beiden anderen Ampel-Partner vergleichsweise glimpflich ausgefallen sind.
Grüne haben "progressive und junge Menschen" nicht erreicht
"Wir sind aus einer sehr schwierigen Situation gekommen", sagt Grünen-Fraktionsvize Andreas Audretsch. "Wir sind nicht so abgestraft worden, wie das bei SPD und FDP der Fall ist – aber das Ergebnis ist kein gutes. Wir hätten mehr erreichen können und wir hätten auch mehr erreichen wollen in diesem Wahlkampf."
Besonders schmerzhaft, so der Grünen-Politiker, sei der Umstand, dass man bei progressiven und jungen Menschen nicht das erreicht habe, was möglich gewesen wäre. Deswegen werde man sich die Zukunftsthemen wie soziale Gerechtigkeit besonders anschauen. Das Thema Klimaschutz beispielsweise habe in den Debatten vor der Wahl nicht den Raum eingenommen, den es verdient.
Tiefe Besorgnis ob der Gewinne der AfD
Deswegen müssen man jetzt aus der Opposition heraus dafür arbeiten, "dass die Fokussierung auf die Zukunft und auf die Gerechtigkeitsfragen nicht hinten runterfallen darf." Große Bauchschmerzen bereiten Audretsch die starken Gewinne der in Teilen rechtsextremen AfD: "Das ist etwas, was uns zutiefst besorgen muss, weil unsere Demokratie angegriffen wird."
In diesem Zusammenhang erhebt er auch Vorwürfe an den designierten Kanzler Friedrich Merz: Dass auch von Seiten der Union "über die gesamten letzten Wochen und Monate das Thema Migration nur als Problemfall artikuliert wird", habe einen Tenor gesetzt, "der am Ende nur der AfD geholfen hat."