Interview - Syrien-Koordinator Lindner: Land darf nicht erneut Spielball werden
Nach dem Umsturz intensivieren viele Staaten ihre diplomatischen Kontakte zu Syrien. Der Grüne Sonderkoordinator des Auswärtigen Amts, Tobias Lindner, warnt vor Einflussnahme. Allerdings sei auch Deutschlands Hilfe an Bedingungen geknüpft.
Syrien schwebt in einer Zwischenzeit: Diktator Assad ist vertrieben, aber die Ziele der siegreichen HTS-Miliz liegen im Ungewissen. Außerdem hat sie nicht die Kontrolle über das ganze Land: Im Norden gibt es türkische Angriffe auf das Kurdengebiet, im Südwesten ist die israelische Armee von den Golan-Höhen herunter eingerückt. Außerdem flog sie Luftangriffe auf militärische Einrichtungen.
Der Sonderkoordinator des Auswärtigen Amts für Syrien und Grünen-Politiker, Tobias Lindner, sieht darin zwar eine Chance der Besserung - aber längst keine Garantie. "Natürlich gibt es Nachbarn, die sich Fragen stellen, die auch Sicherheitsinteressen haben", sagt Lindner. So sei die benachbarte Türkei Opfer von Anschlägen aus in Syrien lebender Kurden in der Vergangenheit geworden. "Aber klar ist, dass diese Sicherheitsinteressen nicht auf Kosten der territorialen Integrität Syriens gehen dürfen."
Lindner: Alle religiösen Gruppen berücksichtigen
Wenn die aktuelle Situation in Syrien eine Chance für eine bessere Zukunft werden solle, dann müsse laut Lindner eine solche Einflussnahme verhindert werden. "Dann müssen wir sicherstellen, dass Syrien nicht erneut Spielball von anderen Ländern wird, nachdem es über Jahre es über Jahre quasi fast ein Proxy von Russland und Iran war", so der Syrien-Koordinator.
Klar sei aber: "Menschenrechte, die Rechte von Frauen beispielsweise, die sind universell", so Lindner. Syrien sei ein Land mit vielen Ethnien und religiösen Gruppen. Für den Sonderkoordinator ist darum klar: "Eine Zukunft wird nur funktionieren, wenn es zu einer Inklusivität kommt, wenn es zu einem gewissen Maß zur Teilung von Macht kommt." Deutschland werde die künftige Regierung des Landes in dieser Hinsicht nicht an den Worten, sondern an den Taten messen.