Interview - Arbeitsmarktforscher: Industrie verliert monatlich 10 000 Jobs
Aktuelle Zahlen von Freitag zeigen: Die schwächelnde Wirtschaft belastet weiter den Arbeitsmarkt. Forscher Enzo Weber sagt: "Die Industrie ist jetzt richtig in der Krise."
Thyssenkrupp, Bosch oder VW seien nur die prominentesten Fälle, die einen deutlichen Abbau von Arbeitsplätzen angekündigt haben, sagt Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. "Aber wenn man sich die Statistik anschaut, dann sieht man: Die Industrie verliert bereits jetzt jeden Monat an die 10 000 Jobs."
Das zeige, dass nun der "zähe Wirtschaftsabschwung" durchschlage, der in Deutschland seit mehr als zwei Jahren herrsche - seit Beginn der Energiekrise, so der Arbeitsmarktforscher. "Die Entlassungen selbst liegen eigentlich gar nicht so hoch", erklärt Weber. Doch es fehle die Dynamik in der wirtschaftlichen Entwicklung.
Weber: Brauchen Innovation und Investition
"Das Neue, das in der Transformation geschaffen werden müsste, die Investition, die Innovation, die neuen Geschäftsmodelle - all das kommt zu wenig", so der Forscher. "Und deswegen bleiben wir im Moment leider auf der negativen Seite der Transformation sitzen."
Es gebe außerdem gerade "eine klare Zweiteilung im Arbeitsmarkt", erklärt Weber. In Branchen wie Gesundheit, Pflege, Erziehung und Verkehrswesen würden weiterhin dringend Arbeitskräfte gesucht und neue Jobs aufgebaut - bei Industrie, Bau, Handel und Zeitarbeit sehe es genau gegenteilig aus.