Interview - Volkswirt Schularick: Deutschland im Regeldickicht verloren
Schlechte Stimmung in der deutschen Wirtschaft: Wirtschaftsminister Habeck (Grüne) beschreibt sie auf der Industriekonferenz als "Moll". Der Volkswirt Moritz Schularick vom Kiel Institut für Weltwirtschaft sieht in mehreren Bereichen Handlungsbedarf.
Die Stimmung sei in "Moll", sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) bei einer Industriekonferenz in Berlin. Man rede über den wirtschaftlichen Abstieg Deutschlands und Europas. Teilnehmer beklagen sich abermals über hohe Energiepreise, viel Bürokratie und schlechte Infrastruktur.
Der Volkswirt Moritz Schularick war ebenfalls bei der Konferenz und sagt in Hinsicht auf die Bürokratie, dass die Entbürokraisierung gelöst werden könne, ohne dass es viel Geld kosten würde. "Das ist uns allen klar, dass wir uns teilweise in einem selbt gemachten Regeldickicht wirklich verloren haben", so der Präsident des Kiel Instituts für Weltwirtschaft. Das mache das Land langsam und die Volkswirtschaft "wenig agil". Als Beispiele nennt er zu aufwendige Gefährdungsanalysen und Fragen des Datenschutzes, die nicht unebdingt notwendig seien.
Schularick: Es den Leuten einfach machen
Schularick spricht auch von der Notwendigkeit, Netzentgelte und Stromsteuern zu senken. Ansonsten sei der Umstieg auf Strom, der bei vielen Arten des Energieverbrauchs für die Zukunft die Vision sei, teurer und langsamer. "Wir müssen es den Leuten einfach machen und attraktiv machen, sich etwa auch wirklich die Wärmepumpe anzuschaffen."
Weitere Themen des Interview sind der Stellenabbau im großen Stil bei vielen Unternehmen bei gleichzeitigem Fachkräftemangel, Industrien im Umbruch und die Frage, auf was sich die deutsche Wirtschaft in der Zukunft konzentrieren sollte.