Interview - Protesttag der Kliniken: "Die Zeit drängt"
Mit einem bundesweiten Protesttag wollen die Krankenhäuser am Mittwoch auf ihre schwierige wirtschaftliche Lage aufmerksam machen. Gerald Gaß, Vorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft, betont, dass die Kliniken durch die Inflation mit jeder Behandlung ein Defizit machten. Auf die geplante Reform könne man nicht warten.
Mit einer zentralen Kundgebung vor dem Brandenburger Tor will die Belegschaft der Krankenhäuser am Mittwoch für eine bessere finanzielle Ausstattung protestieren. "Wir brauchen mehr Geld, um die Kosten, die durch die gestiegene Inflation auch bei den Krankenhäusern massiv gestiegen sind, auszugleichen", begründet Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft, den Protesttag.
Krankenhäuser machten zurzeit mit jeder Behandlung ein Defizit, sagt er. Schon vor der geplanten Reform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) müsse etwas passieren - "weil die Zeit drängt und wir keine Zeit mehr haben, auf das Jahr 2026 oder 2027 zu warten". Erst dann würde die Krankenhausreform wirklich wirksam werden. Gaß warnt, dass viele Kliniken bis dahin nicht überleben könnten. Schon jetzt gebe es eine Insolvenzwelle, wie es sie noch nie gegeben habe.
Gaß: Darf keinen "kalten Strukturwandel" bei Krankenhäusern geben
Man wehre sich nicht dagegen, dass durch die Reform einige Häuser schließen müssen. "Aber das muss nach unserer Auffassung in einem geordneten Prozess ablaufen und darf nicht in einem kalten Strukturwandel passieren, in dem wichtige Krankenhäuser, die wir morgen brauchen, heute vom Netz gehen." Durch ungeordnete Schließungen werde es Versorgungslücken für Patientinnen und Patienten geben, warnt Gaß. "Das will niemand, das würde das Vertrauen in die Politik massiv zerstören."