Ein Feld voller Hanfpflanzen (Bild: picture alliance)
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Interview - Suchtbeauftragter: Cannabis-Verbot war nicht der richtige Weg

Das Bundeskabinett will am Mittwoch über die geplante begrenzte Cannabis-Freigabe beraten. Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, begrüßt ein mögliches Ende des Cannabis-Verbots. Denn es halte die Menschen nicht vom Konsum ab - schon seit vielen Jahren nicht.

"Wenn ich zurückschaue, was die Verbotspolitik der letzten Jahrzehnte erreicht hat, dann sehe ich einen steigenden Konsum schon seit wirklich vielen, vielen Jahren." Auch Kinder und Jugendliche fingen schon früh an, Cannabis zu konsumieren, sagt Burkhard Blienert. Er ist SPD-Politiker und der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen.

"Ich glaube, dass wir notwendigerweise einen neuen Weg gehen müssen in der deutschen Drogen- und Suchtpolitik", sagt Blienert. Deshalb begrüße er die Pläne der Bundesregierung, Cannabis an Erwachsene künftig geregelt abzugeben.

Blienert: Geregelte Cannabis-Abgabe kann Teil des Schwarzmarktes zurückdrängen

 

"Wir erreichen tatsächlich einen Paradigmenwechsel. Wir legen eine neue Perspektive auf den Nutzen und Gebrauch in unserer Gesellschaft, indem wir wegkommen von der Verbotspolitik, die Menschen überhaupt nicht abhält, Drogen zu konsumieren."

Blienert zählt drei Vorteile einer begrenzten Cannabis-Freigabe auf: Künftig könnten Erwachsene durch kontrollierte Produkte beim Drogenkonsum mehr Sicherheit erhalten. Durch den Eigenanbau und die Cannabis-Clubs werde zudem ein Teil des Schwarzmarktes zurückgedrängt. Außerdem könne die Jugend besser geschützt werden, indem die Präventionsarbeit ausgebaut werde.

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Über der Flamme eines Feuerzeuges kocht ein Drogensüchtiger im Druckraum eine Portion Heroin in einem Löffel auf.
dpa

Interview - Suchthilfeträger: Brauchen mehr niedrigschwellige Angebote

Die Zahl der Drogentoten in Deutschland ist wieder gestiegen. Laut dem Bundesdrogenbeauftragten starben 2022 fast 2000 Menschen durch den Konsum illegaler Drogen - 230 davon in Berlin. Lars Behrends vom Suchthilfeträger Vista merkt, dass die Zahl der Hilfesuchenden zunimmt. Für sie brauche es mehr niedrigschwellige Angebote.