Die Luftaufnahme zeigt den Autofrachter "Fremantle Highway" in der Nordsee. (Quelle: Picture Alliance)
Küstenwache der Niederlande
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Interview - Frachter-Havarie: Experte rechnet nicht mit Auseinanderbrechen

Der havarierte Auto-Frachter "Fremantle Highway" soll so schnell wie möglich in einen Hafen geschleppt werden. Ulf Kaspera, Direktor der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung, sagt, neben der Frage nach der Stabilität stehe jetzt wohl die nach einem umweltgerechten Abbruch im Vordergrund.

Die Wetteraussichten vor der niederländischen Küste sind schlecht, der Wind soll deutlich auffrischen. Für den havarierten Auto-Frachter "Fremantle Highway" könnte das zur Gefahr werden, denn laut dem Bergungsunternehmen könnte er so in Richtung Küste abgetrieben werden. Das Schiff soll deshalb so schnell wie möglich in einen Hafen geschleppt werden.

Ulf Kaspera, Direktor der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU), rechnet nicht damit, dass das Schiff dabei auseinanderbricht - auch wenn das grundsätzlich nicht ausgeschlossen sei. "Maßgeblich für das Auseinanderbrechen ist auch nicht so eine verbrannte Außenhaut, so wie sie jetzt aussieht", sagt der Experte. Es gehe eher darum, ob die Elemente, die die Stabilität des Schiffes ausmachen, nicht zu sehr in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Experte: Braucht professionelles Entsorgungskonzept für Frachter

 

Neben der Frage nach der Stabilität stehe im Vordergrund der Untersuchungen seiner niederländischen Kollegen jetzt wohl die nach einem umweltgerechten Abbruch. "Es gibt eine hohe Schadstoffbelastung auf dem Schiff durch das Löschwasser und durch das Brandgeschehen als solches", sagt Kaspera. Das erfordere ein professionelles Entsorgungskonzept.

Als mögliche Ursache für das Feuer auf der "Freemantle Highway" wird eine in Brand geratene Batterie eines E-Autos gehandelt. Nach der Erfahrung der BSU brennen diese allerdings auf Schiffen nicht schneller als andere Fahrzeuge. Auch würden Auto-Frachter generell nicht häufiger in Brand geraten als andere, sagt Kaspera. Entsprechend ist der Experte skeptisch, ob man E-Autos auf Schiffen stärker schützen müsse als herkömmliche. "Wenn ein Fahrzeug brennt, brennt es", betont er.

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