Ein Autofrachter brennt nach einer Havarie vor der niederländischen Insel Ameland in der Nordsee (Bild: dpa)
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Interview - Schutzgemeinschaft warnt vor zunehmender Havarie-Gefahr

Mittlerweile hat der Brand auf dem havarierten Autofrachter vor der niederländischen Küste etwas nachgelassen. Die Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste ist allerdings besorgt, dass so etwas künftig häufiger passieren könnte. Peter Andryszak macht dafür eine "extrem steigende Industrialisierung" der Nordsee verantwortlich.

Auf dem havarierten Autofrachter vor der niederländischen Küste sind laut Küstenwache mittlerweile keine Flammen mehr zu sehen. Für eine Entwarnung sei es aber noch zu früh. Das Feuer könne auch wieder aufflammen. Peter Andryszak von der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste sieht die Gefahr für eine Umweltkatastrophe mittlerweile "geringer werdend". Er warnt aber davor, dass Havarien häufiger werden könnten.

Das liege zum einen daran, dass zu viele Schiffe in der Nordsee unterwegs seien. Vor allem macht er dafür aber eine "extrem steigende Industrialisierung" der Nordsee verantwortlich. "Es werden immer mehr Industrieanlagen gebaut", sagt er. Besonders seien die zunehmenden Offshore-Windanlagen ein Problem. Mit den gegenwärtigen Ausbauzielen werde der Raum für die Schifffahrt extrem eingegrenzt. "Wenn der Verkehrsraum für die Schiffe weiter eingeengt wird oder würde, dann steigt damit automatisch die Havarie-Gefahr."

Schutzgemeinschaft fordert mehr Schlepper in der Nordsee

 

Andryszak findet es deshalb sinnvoll, die Schiffe langsamer fahren zu lassen. Auch müsse erreicht werden, dass insgesamt weniger Fracht auf den Meeren unterwegs ist, indem vermehrt ortsnah produziert werde. Außerdem fordert die Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste Escortschlepper bei heftigen Wetterlagen. Zusätzlich brauche es mehr Notschlepper, die schnell vor Ort sein können im Falle einer Havarie.

Der Brand auf dem Frachter mit etwa 3800 Autos war in der Nacht zum Mittwoch vor der Wattenmeerinsel Ameland ausgebrochen. Ein Bergungsteam an Bord eines Notschleppers überwacht aktuell die Lage vor Ort - die Spezialisten können den Frachter aber noch nicht betreten. Experten befürchten eine Umweltkatastrophe im Wattenmeer, falls das Schiff auseinanderbricht oder sinkt.