Der beschädigte Abschnitt der Krim-Brücke
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Interview - Militärexperte: Ukraine greift Nachschubwege der Russen an

Die Gemengelage im Ukraine-Krieg ist derzeit sehr vielschichtig. Der Militärexperte Gustav Gressel vom European Council on Foreign Relations erklärt die Strategie der Ukraine und zeigt sich verwundert darüber, dass Russland noch immer für Urlaub auf der Krim wirbt.

Erst die Brücke von Kertsch, die das russische Festland mit der Krim verbindet und jetzt brennt ein russisches Militärgelände auf der Krim, vier Dörfer mussten evakuiert werden. Dazu das von Putin aufgekündigte Getreideabkommen – die Gemengelage im Ukraine-Krieg ist derzeit vielschichtig.

Ukraine will Russland in eine schwache Position treiben

Gustav Gressel ist Experte am European Council on Foreign Relations in Berlin. In seinen Augen bezweckt die Ukraine mit den verstärkten Angriffen auf die Krim zwei Dinge: "Man greift die Nachschubwege der russischen Armee an. […] Und man probiert einige Waffensysteme auf, auf die man im weiteren Verlauf des Krieges noch etwas setzt." Damit wolle man Russland in eine schwache Position am Verhandlungstisch oder gar zur Aufgabe treiben.

Vor diesem Hintergrund irritiert es, dass die russische Regierung weiterhin bei seinen Bürgerinnen und Bürgern für Urlaub auf der Krim wirbt. Gressel sieht darin einerseits eine Art menschlichen Schutzschild, andererseits das Vorgaukeln von Normalität.

Verwunderung über russischen Krim-Tourismus

Dennoch gibt auch er zu: "So wirklich schlau werde ich aus diesem Verhalten auch nicht. Denn dass sich die Menschen in Gefahr befinden, wenn sie in unmittelbarer Nähe der Front da rum gurken ist das eine. Sie verstopfen auch Bewegungslinien, die das russische Militär braucht."

Dass Russland aus dem Getreidedeal ausgestiegen sei, sei allerdings keine Reaktion auf die Angriffe, sagt der Militärexperte. "Es ist schon lange Absicht der russischen Seite, aus diesem Deal auszusteigen – weil er der Ukraine wirtschaftlich nützt."

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