Interview - Beer: Putin setzt Hunger in der Welt als Waffe im Krieg ein
Russland hat das Abkommen zur Ausfuhr von Getreide aus der Ukraine über das Schwarze Meer vorerst gestoppt. Nicola Beer (FDP), Vizepräsidentin des EU-Parlaments, sagt, dass auch nach Alternativkorridoren gesucht wird, Getreide in die Welt zu bringen. Allerdings könne auf anderen Wegen nicht so viel Getreide abgewickelt werden.
Hinweis: Das Interview wurde geführt, bevor bekannt wurde, dass Russland das Abkommen zur Ausfuhr von Getreide aus der Ukraine über das Schwarze Meer vorerst gestoppt hat.
Millionen Menschen auf der Welt sind dringend auf die ukrainischen Getreideexporte angewiesen. Bislang gibt es keine Einigung über eine Verlängerung des Getreideabkommens zwischen der Ukraine und Russland. Am Montagabend läuft die Frist aus.
Nicola Beer: "Die Verknappung trifft die Ärmsten der Armen"
"Es zeigt schlicht, dass Putin bereit ist, Hunger als Waffe einzusetzen. Und zwar Hunger in der Welt - bei den ärmsten Ländern, die diese Getreidelieferungen dringend brauchen", sagt Nicola Beer, die Vizepräsidentin des EU-Parlaments.
Zudem beeinflussten die Lieferungen die Preise auf dem internationalen Markt. Dennoch halten die westlichen Länder an Sanktionen gegen Russland fest. Beer erklärt, die Sanktionen schränkten die Möglichkeiten ein, den Krieg gegen die Ukraine weiterzuführen. "Hier merken wir eben deutlich, dass die Sanktionen greifen, sonst würde er hier nicht drauf drängen."
Beer: Sanktionen gegen Russland greifen
In der Vergangenheit seien im Gegenzug Russland Möglichkeiten gegeben worden, eigenes Getreide zu exportieren. Die EU prüfe aber auch alternative Korridore, um das Getreide aus der Ukraine in die Welt zu liefern, so Beer. Allerdings könnten nicht die gleichen Mengen etwa auf Zugstrecken oder in anderen Häfen aufbereitet werden, wie es mit den Routen des Abkommens der Fall sei. "Es wäre eben besser dieses Abkommen zu verlängern", so Nicola Beer.