Menschen in der sudanesischen Hauptstadt Khartum gehen an verschlossenen Geschäften vorbei. (Bild: picture alliance/dpa/AP)
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Interview - Alle Projekte der Welthungerhilfe im Sudan pausieren

Die Waffenruhe im nordostafrikanischen Sudan wird immer wieder gebrochen. Camilla Schynoll von der Programmkoordination der Welthungerhilfe für Sudan erklärt, die Sicherheitslage sei zu unübersichtlich. Daher pausieren aktuell alle Projekte.

Besonders in der sudanesischen Hauptstadt Khartum sei es wegen der Machtkämpfe noch gefährlich, berichtet Camilla Schynoll von der Programmkoordination der Welthungerhilfe für Sudan, die aktuell in Deutschland ist. Die Organisation hat etwa 200 Mitarbeiter im Land. Viele von ihnen versuchten, zu ihren Familien aufs Land zu kommen.

Dies sei aber nicht immer möglich: "Sie harren in ihren Wohnungen aus, teilweise ohne Strom, ohne fließend Wasser, ohne Trinkwasser auch." Es sei für die Menschen zu gefährlich, die Wohnung zu verlassen.

Welthungerhilfe im Sudan: "Die Sicherheitslage ist wirklich zu unübersichtlich"

 

"Aktuell ist es wirklich so, dass wir alle Projekte pausieren. Die Sicherheitslage ist wirklich zu unübersichtlich und wir können auch nicht das Leben unserer eigenen Kolleginnen und Kollegen riskieren", sagt Camilla Schynoll. Im Osten Sudans sei die Lage aber entspannter, daher plane die Welthungerhilfe bereits, wie sie dort schnellstmöglich Nothilfe leisten könne.

Menschen, die versuchen, nach Ägypten zu fliehen, seien häufig gestrandet, weil viele Grenzen in das Land geschlossen seien oder den Menschen ein Visum fehle. Dass sudanesische Ortkräfte der Welthungerhilfe nicht durch die Bundesregierung evakuiert werden, liege daran, dass humanitäre Helfer bisher nicht Zielscheibe von Attacken seien, erklärt Camilla Schynoll.

Hinztergrund

Auch neue Waffenruhe im Sudan gebrochen

Die Konfliktparteien im Sudan haben erneut eine vereinbarte Waffenruhe gebrochen.

Arabische Fernsehsender zeigen, wie schwarzer Rauch in der Nähe des Flughafens aufsteigt. Den Berichten zufolge hat die RSF-Miliz Regierungsgebäude in der Hauptstadt Khartum angegriffen. Sie beschuldigt aber die sudanesische Armee, die Feuerpause zuerst gebrochen zu haben.

Zehntausende Menschen sind in den vergangenen Tagen aus dem Sudan in Nachbarländer wie Ägypten und den Tschad geflohen.

Mehrere Staaten haben ihr Botschaftspersonal und weitere Menschen ausgeflogen. Die Bundeswehr hat mit fünf Flügen etwa 500 Menschen aus dem Sudan in Sicherheit gebracht.

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