
Hintergrund - Stichwort: Pflegende Angehörige
Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland steigt stetig. Die meisten möchten zuh Hause betreut werden - am liebsten von Angehörigen. Die erfüllen ihnen den Wunsch auch häufig. Öffentlich wahrgenommen und gewürdigt wird das eher selten. Damit sich das ändert und die Pflegenden auch mal Luft holen können in ihrem harten Alltag, gibt es seit einigen Jahren die "Woche der pflegenden Angehörigen".
Circa 70 Prozent aller Pflegebedürftigen werden zu Hause versorgt. Drei Viertel davon durch ihre Angehörigen. In Berlin übernehmen zur Zeit rund 170.000 Menschen unentgeltlich die Pflege von Verwandten, Freunden Bekannten und Nachbarn. Viele stellen sich selbst dabei hintan, gehen bis an den Rand ihrer körperlichen und psychischen Belastbarkeit, wenn sie die Kranken und Gebrechlichen tagein, tagaus betreuen. Nicht wenige werden schließlich selbst darüber krank, weil sie mit der Situation auf Dauer überfordert sind. Zehn Jahre versehen sie im Durchschnitt ihre Tätigkeit. Ein "stiller Dienst". Denn für gewöhnlich verschwinden die Pflegenden scheinbar aus der Öffentlichkeit.
Zwar gibt es immer wieder Tagungen und Kongresse rund um das Thema Pflege. Aber dort diskutieren meist nur Profis aus Institutionen und Verbänden - bestenfalls über die pflegenden Angehörigen und selten mit ihnen. Was ihnen fehlt, sind Austausch, öffentliche Anerkennung und Zeit für sich selbst. Aus dieser Erfahrung heraus hat sich eine Initiative von Betroffenen zusammen geschlossen und als erstes einen Verein gegründet, der Pflegende berät.
Kleine Auszeit für Pflegende
In einem zweiten Schritt hatten sie dann die Idee für die "Woche der pflegenden Angehörigen". Eine Zeit für Entspannung, Austausch und Beratung. Und eine Möglichkeit, deren Arbeit für die Öffentlichkeit sichtbar zu machen. Mit Hilfe verschiedener Berliner Projekte und Träger wurde das Ganze in diesem Jahr zum dritten Mal organisiert. Die Federführung hat die "Fachstelle für pflegende Angehörige" bei der Diakonie. Gleich am ersten Tag wird, stellvertretend für viele, zehn Leuten eine symbolische Anerkennung verliehen: der Pflegebär.
Ansonsten können sich alle Betroffenen endlich mal eine kleine Auszeit gönnen: Dampfer fahren, Filme schauen, tanzen, der Wunschmusik lauschen. Kostenlos! Auftakt ist in der Urania. Die übrigen Veranstaltungen finden an unterschiedlichen Orten statt, von Cinemaxx bis Café Keese. Und auch die Bezirke bieten parallel dazu Programme an.