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- Hoffen oder Aufgeben – eine Kneipe im Lockdown

"Wenn jetzt der Lockdown kommt, dann war's das", sagte die Berliner Kneipenbesitzerin Bruni im Oktober 2020. Doch der Lockdown kam – und Brunis Kneipe "Zimt und Zunder" gibt es immer noch. Inforadio-Reporter Martin Adam hat sich über ein halbes Jahr lang mit Bruni getroffen und über Alltag, Verluste und Träume in Corona-Zeiten gesprochen.

Im November kommt der zweite Lockdown für das "Zimt und Zunder" in Berlin-Friedrichshain. Nach vier Tagen ist die Kneipe kalt, die Heizung ist aus – sie kostet zu viel. Nadja ist 32, Bruni 53, Tochter und Mutter. Zusammen führen sie die Kneipe. Während Nadja versucht, kämpferisch an die nächsten Wochen zu gehen, hat Bruni Angst. Es ist bereits ihr dritter Anlauf mit dem "Zimt und Zunder". Zweimal gab es die Kneipe schon, zweimal mussten sie gehen, weil das Haus verkauft wurde. Im Februar 2020 sollte es am Boxhagener Platz neu losgehen. Große Eröffnungsparty, neuer Mut. Zwei Wochen später kam der erste Lockdown. Und eine Kneipe ist ja nicht nur ein Ort, sagen beide, es ist ein soziales Netz, ein Anlaufpunkt.


Lockdown zerrt psychisch und physisch an den Kneipenwirtinnen


Im Winter verkaufen Bruni und Nadja am offenen Fenster Glühwein und heißen "Zimt und Zunder", Wodka mit Apfelsaft – das Hausgetränk. Das Geld wird knapp. Rücklagen gibt es keine, Novemberhilfe kann noch nicht beantragt werden. Bruni setzt das auch körperlich zu, der erste Lockdown hat sie mit einem Herzinfarkt ins Krankenhaus gebracht.

Neujahr: Warten und schlechte Laune


Die Miete ist das größte Problem für Nadja und Bruni. Telefon, Internet, GEMA-Gebühren, zwei Angestellte in Kurzarbeit, Kredite bei einer Bank und der Brauerei – das sind 11.000 Euro jeden Monat oben drauf auf den Schuldenberg. Die Bitten um Mietminderung beantwortet der Vermieter mit Kündigung. Neue Coronaregeln beenden den Verkauf endgültig, es kehrt Stille ein.

Doch der Januar bringt endlich die lang erwartete Novemberhilfe. Sie wird durchgereicht an den Vermieter. Ansonsten beginnt auch das neue Jahr mit Warten und schlechter Laune und einem verhaltenen ersten Geburtstag des "Zimt und Zunder".

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