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Bei der diesjährigen re:publica (2.-4. Mai) in Berlin wird unter anderem darüber diskutiert, wie die Digitalisierung in Deutschland voranschreitet (zu langsam) und was die Politik dafür tut (zu wenig). Immerhin: Dorothee Bär, Staatsministerin für Digitales, hat die Losung "Digitalisierung zuerst!" ausgegeben. Doch Bär fehlen Einfluss, Personal und Geld - sagt FDP-Fraktionschef Christian Lindner im Inforadio.
"Die Staatsministerin selbst ist eine kluge, kompetente Frau", so Lindner. Doch ihrem Amt fehle der politische Einfluss. Deswegen fordert der FDP-Fraktionschef im Inforadio ein Digitalministerium auf Bundesebene - das halte er für wichtiger als ein Heimatministerium, wie es Horst Seehofer (CSU) in der neuen Bundesregierung führt. "Im Zweifel, wie im schwarz-gelb regierten Nordrhein-Westfalen, macht man dann eben beides", so Lindner, "aber nicht statt eines Digitalministeriums ein Heimatministerium. Das ist ein falsches Signal."
Grundsätzlich begrüßte der FDP-Politiker, dass der Bund sich darum kümmern will, Schulen digital besser auszustatten. Den Ansatz von Staatsministerin Bär, dass Schüler künftig nur noch "Tablet, Pausenbrot und Sportsachen brauchen" sieht er allerdings skeptisch. "Denn zur Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen gehört auch, das Tablet mal zur Seite zu legen und kritisch darüber zu reflektieren", so Lindner.
Lindner schlägt "BAföG" für 45-Jährige vor
Der FDP-Fraktionschef sagte, er sei auch nicht dafür, in erster Linie in mehr WLAN an den Schulen zu investieren, sondern vielmehr in die Fortbildung von Lehrern. Außerdem müsse sich die Bundesregierung darum kümmern, dass sich Arbeitnehmer ihr Leben lang in Sachen Digitalisierung weiterbilden können.
"Wir brauchen für die neue Jobs auch Menschen, die über diese Qualifikationen verfügen und das geht nur, wenn man auch in der Mitte des Lebens gelegentlich neue Module lernt, vielleicht noch Sprachkenntnisse verbessert, sich neu mit Informationstechnik beschäftigt", sagte Lindner.
Dafür könne er sich auch eine Art BaföG für Arbeitnehmer "in der Mitte des Lebens" vorstellen. "Wenn jemand mit 45 sagt: Ich will jetzt gerne zwei Jahre beruflich in Teilzeit gehen und die frei gewordene Arbeitszeit nutzen, um etwas zu lernen." Ein solches lebensbegleitendes Bildungssystem sei dringend nötig, so der FDP-Politiker, "weil wir jetzt noch gar nicht absehen können, wie sich der Arbeitsmarkt im Jahr 2030 darstellt."