Jan Fitschen Marathonwette 2018
Bild: imago/Chai v.d. Laage

- Ex-Langstreckenläufer Jan Fitschen: "Uns fehlt die Bewegung"

Am Sonntag ist Berlin fest in der Hand der Läufer: Tausende quälen sich beim Berlin-Marathon. Jan Fitschen weiß, was das bedeutet. Er war Deutschlands bester Langstreckenläufer über 10 Kilometer. Inforadio-Sportreporter Jakob Rüger hat mit ihm über die Passion Laufen, die Entwicklung der Leichtathletik in Deutschland und die Inforadio-Marathonwette gesprochen.

Leichtathleten hätten es auch heute eher schwer, berichtet Jan Fitschen. Ihre Sportart stehe nach wie vor nicht so sehr im Fokus, "im Vergleich mit Fußball, Formel 1 oder Biathlon". Allerdings sieht er eine Entwicklung, die in die richtige Richtung gehe. Ein Beispiel seien die Siegerehrungen bei den European Championships, die zuletzt in Berlin direkt in der Stadt stattgefunden haben.

"Man hatte die Chance, die Athleten hautnah zu erleben. Da passiert schon einiges."  Generell sei es wichtig, nicht zu sehr auf alten Regeln zu beharren. "Stillstand ist Rückschritt", so Fitschen. Und: "Wir müssen uns auch bewegen."

"Wir fahren nur noch mit dem Auto"

Bewegung - das ist im allgemeinen Sinne auch das Thema seiner Vorträge, die Fitschen seit dem Ende seiner aktiven Karriere hält. Er kritisiert: "Unsere Lebensumstände sind so, dass eigentlich jedem von uns die Bewegung fehlt. In unseren normalen Jobs sitzen wir den ganzen Tag am Computer - dafür sind wir aber nicht gemacht."

Vor allem in den Schulen müsse zudem mehr getan werden, um Bewegung zu fördern. "Liebe Lehrer, es reicht nicht, den Ball in die Sporthalle zu rollen. Das ist zwar oft der einfachste Weg, aber sicher nicht der beste."

Social Media für Leichtathleten eine große Chance

Für Leichtathleten gäbe es heutzutage durch die Sozialen Netzwerke ganz neue Optionen zur Eigenwerbung: "Zu meiner Zeit war es so, dass man über die großen Laufzeitungen ein bisschen Aufmerksamkeit bekommen und Sponsoren ansprechen konnte - aber da musste man erstmal reinkommen. Heute geht das über Instagram und Facebook."

Wenn man diese Medien geschickt nutze und zum Beispiel aus den Trainingslagern berichte, habe man viel mehr Möglichkeiten als früher, Sponsoren zu gewinnen. "Man erlebt ja geile, spannende Dinge als Leistungssportler. Da ist immer Action, da ist immer was los." Man müsse das spannende Sportlerleben bloß gut verkaufen.  

Inforadio-Marathonwette: "Eine Riesenherausforderung"

Auch bei der Inforadio-Marathonwette ist Jan Fitschen am Sonntag mit dabei - als einer von 42 Läufern. Das Ziel: Eine Weltrekordzeit als Staffel. Über seine Vorbereitung sagt Fitschen: "Ich habe meine normalen Dauerläufe gemacht und versucht, ein paar schnellere Abschnitte reinzukriegen."

Die Wette sei eine "Riesenherausforderung". Schon wenn ein Staffelmitglied einen schlechten Tag habe - und beispielsweise eine halbe Minute langsamer laufe als angestrebt - werde es fast unmöglich, die Wette zu gewinnen. "Es unterstreicht noch mal ganz deutlich, was die Top-Athleten leisten."

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Ein Starterausfall und ein Krampf: Selten war ein Rennen der Inforadio-Marathonstaffel ähnlich turbulent und dramatisch wie 2018. Unsere tapferen Läuferinnen und Läufer haben mit 2:04:23, eine sehr gute Zeit erreicht. Für den Weltrekord, der von Superstar Eliud Kipchoge auf unsagbare 2:01:39 verbessert wurde, hat es nicht gereicht. Trotzdem überwiegen Freude und Stolz auf diese hervorragende Leistung.