Fr, 16.02.2018 - "Las Herederas" und "Damsel"

Die ersten beiden Filme des zweiten Wettbewerbstages der Berlinale hat Reiner Veit gesehen. "Damsel" spielt im Wilden Westen der USA - der Kinokritiker findet ihn witzlos und langweilig, hingegen sensible und sehenswert "Las Herederas", der in Paraguay spielt.

Da ich (Reiner Veit) zuvor die Inhaltsangabe von "Las Herederas" (Die Erbinnen) nicht gelesen hatte, dauerte es eine ganz Weile, bis ich verstand, dass es sich bei Chela und Chiquita um eine Paar handelt - und nicht um zwei Schwestern.

Las Herederas

Aber auch sonst ahnt man mehr und reimt es sich irgendwie in anderthalb Stunden zusammen, als dass man etwas konkret weiß: Chela und Chiquita haben offenbar schon bessere Zeiten gesehen, leben in einem großen Haus und verkaufen aber nach und nach ihren einst edlen Hausstand.

Chela lebt noch immer die verwöhnte, einst hochherrschaftliche Dame, geht ungern vor die Tür, malt, ist kränkelnd und der klassische Migränetyp. Chicquita dagegen ist die bodenständige und lebhafte Managerin in dieser Beziehung - sie regelt was zu regeln ist - auch an der Legalität vorbei, weshalb sie für eine Zeit ins Gefängnis muss.

Diese Wochen jenseits der festen Rollenverteilung und des gefügten Tagesablaufs, locken Chiquita aus ihrer etwas lethargischen Reserve und sie entdeckt ihr Leben neu und neue Möglichkeiten, bis Chiquita wieder aus dem Gefängnis kommt und das Regiment übernimmt.

"Las Herederas" erzählt aber nicht nur von dieser privaten Beziehungsgeschichte - der Film gibt auch den Blick frei in die Schichten der Gesellschaft Uruquays, auf die reichen gelangweitlen Witwen hier, die Zugehfrauen, die kaum lesen uns schreiben können, dort und - ganz unten - die Betrügerinnen und Mörderinnen im Gefängnis.

"Las Herederas" ist ein sensibler, unspektakulärer und sehenswerter Frauenfilm, der einen nur langsam an sich ranlässt.

"Damsel"

Es sollte einen stutzig machen, wenn ein Film als "waghalsige Western-Interpretation" angekündigt wird, als "Satire, Slapstick und Parodie" und von einem Helden, der mit einem Pony mäandert, die Rede ist.

Im amerikanischen Wettbewerbsbeitrag "Damsel" gibt es zwar einen Mann, der mit einem Zwergpony-Butterscotch durch den Wilden Westen geistert, aber ansonsten ist David und Nathan Zellners Film langweilig nicht komisch. Was für einen Film, der ein lustiger sein will und parodistisch, eher schlecht ist. Die Lacher des Publikums lassen dann auch auf sich warten und an einer Hand abzählen. Okay. Sagen wir zwei.

Robert Pattinson, der übrigens nicht so gut altert, wie meine Sitznachbarin feststellt, will als Samuel Alabaster seine geliebte Penelope - gespielt von Mia Wasikowka - aus den Fängen eines vermeintlichen Entführers retten, unter Mithilfe eines hasenfüßigen, deprimierten und wenig gläubigen falschen Pfarrers. Damit könnte man ja was machen - als Film. Aber das gelingt dem Regie-Duo nicht.

Am Ziel der begehrlichen Reise angekommen bei der titelgebenden "Damsel", der holden Maid und vermeintlich hilflosen jungen Dame, die garnicht so hilflos ist, will sie Samuel Alabaster auch nicht in ihrem Leben haben. Dann wird viel geschossen und ein bisschen gestorben. Und Samuel Alabaster setzt seinem Leben nach einer Stunde Laufzeit ein Ende, was auch schon nach fünf Minuten hätte passieren können. In der restlichen Stunde gibt es hier und dort eine Wendung, und noch eine: Ein Totgeglaubter taucht auf, ein Indianer auch noch und und und.

Ansonsten wird zuviel geredet und nach 113 Minuten ist das Elend vorbei. Ein echter witzloser Langweiler! Damsel.

Die Berlinale im Inforadio

Berlinale Palast mit Lichteffekten
imago/STPP

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