Klaus Töpfer, ehemaliger Bundesumweltminister (BIld: rbb/Freiberg)
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10 Ideen - Das braucht Deutschland - Idee 5: Umweltexperte Klaus Töpfer

Professor Klaus Töpfer ist so etwas wie "Mister Nachhaltigkeit", auf jeden Fall hat er Nachhaltigkeit zu seinem Lebensthema gemacht. Ob als deutscher Minister im Umweltressort, im Bauressort oder als Chef des Umweltprogramms der Vereinten Nationen. Bis heute arbeitet er als Berater der Bundesregierung am Atomausstieg und am Einstieg in die nachhaltige Energiewirtschaft.

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Christian Wildt: Was macht der Bürger selbst?

Klaus Töpfer: Die Frage können Sie an den Bürger Töpfer ja auch stellen. Was machst du denn selber? Reden? Wen juckt es? Wie kannst du das weiterbringen? Indem man schlicht und einfach immer und immer wieder belegt: Du kannst sehr, sehr vernünftig und gut dein Leben führen, indem du aber auch gleichzeitig Verantwortung dafür übernimmst. Wir sind in unserer Familie immer sehr aufgeschlossen für die Welt gewesen. Wenn du selbst acht Jahre lang in Afrika warst, ist das schon ein Punkt, kleiner Beitrag einfach auch, um den eigenen Gedankenstrukturen neue Richtungen zu geben. Das war schon eine tolle Sache, wenn du nach Nairobi kommst und du kommst aus Berlin, da musst du dir eben klar machen: 80 % aller Menschen der Welt leben in Nairobis und nicht in Berlins. Wie gehen wir damit um? In dieser Welt, dort geht die Bevölkerung nach oben. Wie kann ich hier dafür wirklich Verständnis bekommen, also das Ausland nicht als draußen ansehen, sondern als das, was uns gegeben ist. Das ist die großartige Situation heute - ins Ausland nicht nur fahren, um in einem Sternehotel den Pool zu genießen, so gut das auch ist, sondern auch das zu nutzen, um mal zu sagen: Wo sind denn hier eigentlich die Menschen, die dieses Land wirklich darstellen? Was haben wir denn hier für Aufgaben vor uns? Hinzugehen hier und in einem Geschäft auch mal zu sagen: Wo gibt es denn hier die regionalen Produkte, wo können wir denn so etwas machen, wo können wir wirklich dazu beitragen? Den Skandal, dass in Deutschland pro Jahr rund 10 Millionen Tonnen Lebensmittel im Abfall landen? Kann ich dazu etwas beitragen? Kaufe ich so ein, dass ich sagen kann: Das, was ich einkaufe, kann ich auch in hohem Maße selbst verwenden, nutzen? Ich leite so einen kleinen Preis, den der Landwirtschaftsminister ausgerufen hat, "Zu gut für die Tonne". Ist faszinierend, zu sehen, was sich Menschen einfallen lassen dafür, was sie aus Abfallprodukten machen können. Wenn einer sagt, eine gebräunte Banane kannst du nirgendwo mehr verkaufen, da kannst du aber wunderbar Bananenbrot von machen. Wäre ich nie darauf gekommen, muss ich mal ganz ehrlich sagen, für andere auch.

Christian Wildt: Geht aber.

Klaus Töpfer: Geht aber. Aus Afrika habe ich den schönen Spruch mitgebracht: Die beste Zeit einen Baum zu pflanzen war vor 20 Jahren. Die Zweitbeste ist jetzt. Deswegen frage ich mich, was ich jetzt noch machen kann, mit 78, mit drei Kindern, vier Enkelkindern, da gibt es einen ganz guten Resonanzboden für das, was man noch intern machen kann.

Christian Wildt: Das ist ein gutes Schlusswort. Klaus Töpfer, ich wünsche Ihnen alles Gute bei ihrer Arbeit, die geht weiter, für die nächsten Jahre schon vorgeplant. Er kümmert sich um die Umweltpolitik, er kümmert sich um die Nachhaltigkeit und er trug dazu bei, dass wir 10 Ideen hier im Inforadio weitergehen. "10 Ideen - Das braucht Deutschland", so nennen wir hier unsere Reihe mit Meinungen und Vorschlägen von ganz unterschiedlichen Menschen, klugen Köpfen allemal.  ielen Dank Professor Klaus Töpfer.

Klaus Töpfer: Vielen Dank. Jetzt weiß ich, dass ich ein kluger Kopf sein soll.

Kommentar

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4 Kommentare

  1. 4.

    Es könnte ja auch sein, dass Donald Tramp gar keine Mauer bauen will, sondern eine Mauer, die als Rückwand von verschiedenen Gebäuden dient, z.B. Mc. Donald-Restaurants, Hotels, Banken, Lebensmittel-Geschäfte, Apotheken etc. und Anlagen zur Gewinnung von Solar-Energie.

  2. 3.

    Herr Grunert in Bestensee: Welche Argumentation soll mit Ihrer Wortmeldung gestützt werden? Was will uns der Dichter mit dem Scholl-Latour-Zitat sagen? Warum Kalkutta? Fragen über Fragen...

  3. 2.

    Wäre es zu viel verlangt, wenn Herr Wildt seine unsäglich besserwisserischen, Augenhöhe begehrenden Kommentar-Fragen auf präzise und möglichst intelligente Fragen reduzierte? Es gibt nämlich unbestreitbar ganz wenige Interviews, in denen die Fragen wichtiger sind als die Antworten. Oder, um es mit Marcel-Reich-Ranicki zu sagen: "Oh, ich sehe, Sie haben Antworten mitgebracht - bitte antworten Sie weiter!"

  4. 1.

    Ja, jeder kann einen Beitrag leisten: Müll vermeiden, Umwelt schonen, seinen Lebensunterhalt selbst verdienen. Leider ist der Anteil derjenigen im Land, die genau das nicht tun, seit zwei Jahren sprunghaft gestiegen. Das wirkt stark demotivierend. „Wer Kalkutta aufnimmt, rettet nicht Kalkutta, sondern wird selbst zu Kalkutta“ Peter Scholl-Latour. Und wer soll dann noch die hehren Ziele wie Energiewende, Umweltschutz und Kampf gegen Hunger und Elend in der Welt weiterverfolgen und finanzieren?

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10 Ideen - Das braucht Deutschland (Bild: rbb/Freiberg/Grischek)
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10 Ideen - Das braucht Deutschland

Zehn kluge Köpfe beziehen im Inforadio Stellung zur gesellschaftlichen Lage. Künstler, Publizisten und Wissenschaftler wie Anna Thalbach, Ulrich Wickert, Nico Hofmann, Smudo, Klaus Töpfer oder Sineb El Masrar formulieren ihren persönlichen Standpunkt: Was braucht Deutschland? Offenheit oder Abgrenzung, Miteinander oder Konfrontation? Das Ziel: Eigene Ideen formulieren, statt sichauf gängige Parolen zu verlassen. Hier auf inforadio.de können Sie alle Interviews nachhören, nachlesen und kommentieren!