Publizistin Cora Stephan (Bild: rbb/Freiberg)
Bild: Klaus Dieter Freiberg

10 Ideen - Das braucht Deutschland - Idee 2: Publizistin Cora Stephan

Cora Stephan ist sehr vielseitig und produktiv: Sie schreibt politische Essays, Kolumnen, genauso wie preisgekrönte Krimis. Früher war sie einmal beim Frankfurter Sponti-Blatt "Pflasterstrand" zu Hause und ist es heute beim konservativen Blog "Achse des Guten". Vor sechs Jahren schon hat sie in einem Buch mit Angela Merkel abgerechnet: Ein Irrtum sei diese Kanzlerin, zumindest für sie, für Cora Stephan. Christian Wildt spricht mit ihr darüber, was sie heute vorschlägt und wie sie es begründet.

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Christian Wildt: Aber vielleicht braucht dieses Land ja auch Menschen, vielleicht steckt das auch bei der Kanzlerin dahinter?

Cora Stephan: Ja, das ist etwas, was mich wirklich irritiert, dass wir ja zuerst immer gehört haben: "Wir brauchen Menschen, weil wir vergreisen, wir werden immer weniger". Als ob das nun so wirklich ein schlimmes Schicksal wäre, angesichts des weltweiten Bevölkerungswachstums. Wir brauchen Menschen, aber dann lasst uns doch mal darüber diskutieren, welche Menschen wir brauchen. Das wäre eine vernünftige Einwanderungspolitik: zu sagen, wir brauchen diese oder jene "Kategorie", sage ich jetzt mal brutal, von Menschen, die uns nützen. Denen wir nützen, indem sie uns nützen. Aber zu sagen: "Also es kommen hier überwiegend syrische hochqualifizierte Ärzte und Ingenieure und so weiter und so fort" - es war von Anfang an, ich sag jetzt "nicht gelogen", aber es war schlicht die Unwahrheit und das hätte man sich auch denken können. Es kommen eben überwiegend unqualifizierte Männer, eben nicht die Frauen mit den Kindern, sondern zu 80 % männliche Flüchtlinge* und sie haben nicht die Qualifikation, die ein hochindustrialisiertes Land wie Deutschland braucht. Warum macht man das? Man bietet ihnen eine Hilfe an, die man ihnen faktisch ja nicht gibt.

Christian Wildt: Sie haben einmal geschrieben von einer "grenzenlosen Selbstaufgabe" im Zusammenhang mit dieser Entscheidung, die Grenze damals 2015 zu öffnen. Eine Selbstaufgabe, die uns nach außen hin - Zitat – "zur leichten Beute macht". Klingt da jetzt unsere Sicherheitslage nur an oder ziehen Sie eine direkte Linie?

Cora Stephan: Das ist ganz klar polemisch gemeint, aber ich stehe auch dazu, auch zu der Polemik dabei. Ich meine - I'm so sorry - wenn der Kanzler eines souveränen Staates sagt: "Wir können unsere Grenzen nicht sichern", dann gibt er damit eine Botschaft nach außen. Die Bundeskanzlerin Deutschlands hat sich hingestellt und gesagt "Wir können unsere Grenzen nicht sichern", wir sind kein souveräner Staat, wir können nicht darüber bestimmen, wer bei uns lebt. Das ist wirklich neu in der Geschichte der Nationalstaaten, das muss man schon sagen.

Christian Wildt: Wenn Ihnen das Vertrauen dort abhanden gekommen ist gegenüber der Kanzlerin, auch schon mehrere Jahre, wie wird es denn anders passieren? Es gab ja einen großen Konsens in den Parteien, es gab die Diskussion "Muss abgestimmt werden im Bundestag? Muss noch mehr befragt werden, auch das Volk?" Wie soll es denn anders gehen und was soll jetzt eigentlich passieren?

Cora Stephan: Ja, das Problem ist doch genau der Konsens. Wir haben eine Konsens-Demokratie, nur Demokratie beruht nicht auf Konsens, sondern auf offenem Streit, auf agonalem Streit, auf einer Auseinandersetzung. Und das ist etwas, was mich damals wirklich erschüttert hat: im Jahre 2010, als Angela Merkel wirklich versuchte, das Parlament zu überrollen mit ihrer Vorstellung von Euro-Rettung. Und es ist nur dem Bundestagspräsidenten Lammert zu verdanken, dass auch kritische Stimmen überhaupt zur Sprache kommen durften. Das ist die Geburtsstunde, eine der Geburtsstunden der "Alternative für Deutschland", nämlich die Tatsache, dass wir offenbar im Bundestag keine Opposition mehr hatten, das ist immer ungut.

Christian Wildt: Die Alternativlosigkeit, die hat die Alternative geboren, sozusagen.

Cora Stephan: Das ist das Problem dabei.

* Anmerkung der Redaktion:

Laut Bundesamt für Migration lag 2015 & 2016 der Anteil der männlichen Asylbewerber bei 67 Prozent, rechnet man Kinder unter 16 Jahren heraus waren es 51 Prozent.

Christian Wild im Gespräch mit Cora Stephan (Bild: Dieter Freiberg)Cora Stephan im Gespräch mit Inforadio-Redakteur Christian Wildt (Bild: rbb/Freiberg)

Christian Wildt: Ja und übernehmen Sie jetzt diese Positionen? Sind Sie auf Seiten dieser Partei oder freuen Sie sich, dass sie da ist?

Cora Stephan: Wieso sollte ich das sein? Das sind auch keine politischen Kategorien, das Freuen, das finde ich immer so irritierend. Nein, ich glaube es ist eine hygienisch notwendige Tatsache. Es ist hygienisch notwendig, dass es eine solche Protestpartei gibt, wenn es im Bundestag nicht mehr dargestellt wird, dass es eben nicht nur diesen Konsens gibt, sondern jede Menge anderer Meinungen. Die kommen da nicht vor, man muss sich das mal vorstellen. Wir sollten vielleicht mal anfangen "rechts" genauer zu definieren. Ich sag immer: Frau Merkel ist so weit nach links gerutscht, dass rechts von ihr ein ganz, ganz weiter Raum ist. Und wenn wir all das, was rechts von Frau Merkel steht, als rechts bekämpfen, ja, der Kampf gegen Rechts ist ja hier in Deutschland  prominent, der Kampf gegen andere Sachen ist aber nicht so wichtig, Hauptsache wir kämpfen gegen Rechts. Wenn wir all das ausschließen wollen aus der Diskussion, was sich rechts von Frau Merkel befindet, dann machen wir uns zu einem kritiklosen Brei von konsens-orientierten Menschen ohne Meinung, das geht schlicht nicht. Als ich noch linker war, als ich heute bin, habe ich mir immer eine intelligente Rechte gewünscht. Weil ohne diese beiden Antipoden gibt es auch keinen vernünftigen Streit. Es geht wie im Krieg nicht darum, etwas zu ächten, es geht darum etwas zu bekämpfen. Und das heißt erstmal, dass man den anderen ernst nimmt. Ich halte es für richtig, dass so eine Art linksliberaler Mainstream auch mal gebrochen wird, es ist hoch an der Zeit, diesen Konsens zu verlassen. Wir müssen uns streiten.

Christian Wildt: Aber Sie haben sich ja auch genähert, wenn Sie sagen: "Die Merkel, die kann es nicht". Das ähnelt doch sehr dem, was man auf den Straßen oder im Internet hört: "Merkel muss weg".

Cora Stephan: Was ist eigentlich so falsch an der Straße? Ich erinnere mich noch gut, das gehört zu meinem Alter, an die 70er Jahre, wo man also glaubte, dem Proletariat hinterher laufen zu müssen und so Betriebskampfgruppen hatte und zu Opel ging, um dem Proletariat nahe zu sein. Und heute sind es auch Parteien wie "Die Grünen", die aus dieser Bewegung ja zum Teil hervorgegangen sind, die - also - mit einer Abscheu über die Straße, den Pöbel, das Pack reden. Das irritiert mich, um einmal bei diesem schönen Wort zu bleiben. Wieso? Warum muss das falsch sein, was das "Pack", was der "Pöbel", was die Straße verlauten?

Christian Wildt: Hat das Volk recht, so aus dem Bauch heraus? Und mehr recht als die Elite?

Cora Stephan: Ich weiß nicht, ob das Volk recht hat, aber man sollte dem Volk vielleicht mal zuhören. Es ist wirklich ein Problem, wenn sich die sogenannte Elite und das sogenannte Volk so weit voneinander entfernen, wie es zurzeit der Fall ist.

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21 Kommentare

  1. 21.



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  2. 20.

    Zum Glück gibt es Schlauberger wie Sie. Bitte mal auf Seite 2 „Anmerkung Redaktion“ nachlesen. Demnach waren genau 67% männlich und fast ausschließlich muslimisch und zu ca. 70% ohne Pass aber mit Smartphone. Noch ein paar Fakten gefällig? Beim Arbeitsamt sind 406.000 Flüchtlinge registriert. Einen Job gefunden haben 2016 ganze 34.000 (!) Das ist eine Vermittlungsquote von 8,4%, d.h. mindestens ¾ dieser Zuwanderer werden dauerhaft die Sozialsysteme belasten. Und wohin soll das alles führen?

  3. 19.

    Zum Glück gibt es Schlauberger wie Sie. Bitte mal auf Seite 2 „Anmerkung Redaktion“ nachlesen. Demnach waren genau 67% männlich und fast ausschließlich muslimisch und zu ca. 70% ohne Pass aber mit Smartphone. Noch ein paar Fakten gefällig? Beim Arbeitsamt sind 406.000 Flüchtlinge registriert. Einen Job gefunden haben 2016 ganze 34.000 (!) Das ist eine Vermittlungsquote von 8,4%, d.h. mindestens ¾ dieser Zuwanderer werden dauerhaft die Sozialsysteme belasten. Und was tun die mit ihrer Zeit?

  4. 18.

    auch wenn ich ihre meinung teile, dass kritiker der flüchtlingspolitik schnell in eine rechte ecke gestellt werden: dieses interviews ist miserabel. es gibt keine kritische nachfrage seitens des journalisten, es findet auch keine korrektur der falsch wiedergegebenen fakten statt (zu keinem zeitpunkt sind 70% junge männliche flüchtlinge in deutschland angekommen; die zahl ist schlicht falsch, es waren selbst 2015 nur 38%). folglich kann und muss man dieses interview scharf kritisieren dürfen.

  5. 17.

    Herr Stein, Ich höre nur eine vorgefertigte Meinung, abgegriffen und so auch nutzlos...
    Sie bedienen lediglich die Vorverurteilung...das wird nicht mehr reichen in zukünftigen Diskussionen ...

  6. 16.

    Steven Lange: Merken Sie nicht, dass Sie einer politischen Strategie aufsitzen, die darin besteht, jede Kritik am Regierungshandeln dadurch zu delegitimieren, dass man sämtliche Regierungskritik als Nazi, rechtsextrem, braun o.ä. diffamiert? Und dass die Rechten gerade dadurch gewinnen? Weil es gar keine legitimen Formen der Kritik an Regierungshandeln mehr gibt? Ich fürchte mich davor, dass die Leute in dem Maße, in dem die verbale Kritik verhindert wird, tatsächlich zu Gewalt greifen.

  7. 15.

    Diese Begriffe "Rechte Hetzer" und "eine Plattform bieten" werden immer dann herausgeholt, wenn es keine Argumente gibt. Das Streiten haben viele leider verlernt, da hat Cora Stephan schon recht: Es läuft auf eine Konsensdemokratie hinaus, in der nur eine Haltung gelten und gehört werden darf. Da graust es einem schon, Marcus Stein: Wollen Sie wirklich jeden als "rechten Hetzer" diffamieren, der Regierungshandeln kritisiert? Denken Sie doch mal kurz nach!

  8. 14.

    Es ist immer ein Zeichen von Beschränktheit, in einer Argumentation dem Gegenüber nicht argumentativ sondern nur mit dem moralisierenden Stinkefinger gegenübertzutreten

  9. 13.

    Die Hetzer sind selbstverständlich die Andersdenkenden, die dem PC – Mainstream nicht folgen. Da zeigt man „Haltung“ (Überheblichkeit, Besserwisserei) und reagiert auf „Hetze“ mit . . . noch mehr Hetze - aber diesmal für die „gute“ Sache. An manchem ist die Aufklärung spurlos vorbei gegangen. Voltaire: "Ich teile Ihre Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, daß Sie sie äußern dürfen." Aber die Tugendwächter sterben nie aus. Zuhören, Verstehen wollen, gelten lassen? Fehlanzeige.

  10. 12.

    Liebe rbb-Belegschaft,
    im Rahmen sogenannter Meinungsvielfalt rechten Hetzern (auch wenn sie wie Cora Stephan im bürgerlichen Mäntelchen daherkommen) eine Plattform zu geben - und das in einem öffentlich-rechtlichen Medium- halte ich für einen fatalen Fehler. Ihr müsst geistigen Brandstiftern nicht noch die Zündhölzer reichen.

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10 Ideen - Das braucht Deutschland (Bild: rbb/Freiberg/Grischek)
rbb/Freiberg/Grischek)

10 Ideen - Das braucht Deutschland

Zehn kluge Köpfe beziehen im Inforadio Stellung zur gesellschaftlichen Lage. Künstler, Publizisten und Wissenschaftler wie Anna Thalbach, Ulrich Wickert, Nico Hofmann, Smudo, Klaus Töpfer oder Sineb El Masrar formulieren ihren persönlichen Standpunkt: Was braucht Deutschland? Offenheit oder Abgrenzung, Miteinander oder Konfrontation? Das Ziel: Eigene Ideen formulieren, statt sichauf gängige Parolen zu verlassen. Hier auf inforadio.de können Sie alle Interviews nachhören, nachlesen und kommentieren!