- Ein Getränk voller Geschichten - der Biersommelier

Wasser, Hopfen, Malz und Hefe - mehr darf nicht rein ins Bier. So hat man es vor 500 Jahren 1516 festgelegt im "deutschen Reinheitsgebot". Auch heute wird diese Brau-Art noch gepflegt. Mittlerweile gibt es modernere Biere mit neuen Geschmacksrichtungen. Ein Trend, der nicht unbedingt im Widerspruch zur Tradition stehen muss. Das zeigt ein Lokal in Berlin-Steglitz. Markus Streim hat es besucht.

"Foersters Feine Biere" in der Bornstraße. Hundert verschiedene Sorten gibt es hier, sechs sogar vom Fass. Und nur von deutschen Kleinbetrieben. Der Chef hat sie einzeln ausgewählt: Sven Förster ist 36 und hat früher im KaDeWe auch Whisky und Wein verkauft - jetzt gilt seine Leidenschaft dem Bier. Schon nachmittags öffnet er sein kleines Lokal für Neugierige. Er will den Leuten seine Lieblingsbiere zeigen und die Geschichten, die hinter diesen Bieren stehen.

Hell oder dunkel, mehr oder weniger Alkohol, bitter oder nicht bitter: Das sind die Eckdaten, aus denen der Bier-Sommelier Vorschläge macht. Den Jever-Fan lässt er ein Pale Ale probieren - obergärig, goldfarben und herb.

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Auf die Qualität kommt es an, erfahren die Gäste, das Reinheitsgebot sei zweitrangig: Sven Förster hat viel in seinem Bierkeller, das nicht nach dem Reinheitsgebot gebraut ist, die er aber auch selber sehr gerne trinkt, wie das Gose aus Goslar mit Salz und Koriander. Erfrischend im Sommer schwärmt Sven Förster. Überhaupt: die sogenannten Craft Biere: dieser Begriff werde auf alle exotischen Kombinationen angewendet, die man nicht kenne.

Das Reinheitsgebot hat also ausgedient? Die Gäste sind sich uneinig. Manche finden, das Aromastoffe nicht ins Bier gehören. Doch Aroma und Reinheit schließen sich nicht aus, erklärt der Sommelier. Der Hopfen macht den Unterschied: "Hopfen hat ätherische Öle, und das Lupulin kann Aromen freisetzen." Und tatsächlich - das Mandarina IPA - ohne Zusätze
 - riecht und schmeckt sehr fruchtig, sagt der Laie und der Fachmann spezifiziert noch einmal im Detail den großen Aromenstrauß, der sich entfaltet. Die kleine Flasche kostet 5,50 Euro - mit über 6 Prozent Alkohol. Andere Craft-Biere sind noch viel gehaltvoller, warnt Sven Förster, da gibt es Sorten mit über 8,5 Prozent - damit solle man schon bewusst umgehen.

Und weil man Försters Feine Biere genießen soll - ist schon um Mitternacht Schluss

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Hopfen und Malz - 500 Jahre Reinheitsgebot

"Wie das Bier im Sommer und Winter auf dem Land ausgeschenkt und gebraut werden soll" - unter diesem Titel erließ der bayerische Herzog Wilhelm IV. am 23. April 1516 das Reinheitsgebot für Bier. 500 Jahre später nehmen wir das zum Anlass, uns näher mit dem beliebtesten alkoholischen Getränk der Deutschen zu beschäftigen. Hier haben wir Beiträge, Interviews und Hintergrundinfos für Sie zusammengefasst.