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Roboter statt Fabrikarbeiter: Jobkiller oder riesige Chance? An dieser Frage scheiden sich die Geister. Klar scheint: Die Automatisierung schreitet weiter voran. So wird an der Brandenburgisch-Technischen Universität BTU Cottbus-Senftenberg an konkreten Lösungen für den Mittelstand geforscht. Karsten Zummack hat sich das vor Ort angeschaut.
Kaum eine Menschenseele ist zu sehen an diesem Vormittag auf den langen Gängen des Unigebäudes. Ohnehin gewinnen hier die Roboter allmählich die Überhand: Hinter einer unscheinbaren Tür verbergen sich gleich dutzende solcher Produktionshelfer. Das – so erklärt Projektleiter Oliver Stecklina - ist die Modellfabrik des Innovationszentrums Moderne Industrie Brandenburg: "Wir zeigen den Unternehmen unter dem Rubrum 'Technologien erleben' neue Techniken, das, was in der Robotik gerade möglich ist: Mensch-Roboter-Kollaboration, vernetzte Maschinen und auch CNC-Technik (elektronisches Verfahren zur Steuerung von Werkzeugmaschinen - Computerized Numerical Control, Anm. d. Red.), Frästechnik und Servertechnologie."
Modellfabrik für moderne Industrie
Darüber hinaus bietet das 2015 gegründete BTU-Innovationszentrum ein Wissensforum und konkrete Beratung von mittelständischen Firmen - 30 Unternehmen haben die Forscher bereits besucht. Dabei geht es immer um die Frage, wie die Produktion effizienter organisiert werden kann. Das bedeutet keineswegs, dass Arbeitsplätze gestrichen werden, betont Stecklina: "Wir wollten nie Mitarbeiter wegrationalisieren, wohl aber die Arbeitsplätze umgestalten. Das bedeutet: Automatisierungstechnik an verschiedenen Arbeitsstellen einführen, um das Leben beziehungsweise die Arbeit für die Mitarbeiter einfacher zu gestalten (...)".
Intelligenter und billiger
Neben uns dreht sich ein Roboter mit einem Arm - doppelt so groß wie der eines Menschen. In nur wenigen Sekunden schraubt das Gerät einen schwarzen Tankdeckel auf. Ein Projekt für das PCK Schwedt, wo bisher Menschen auf Tankwagen klettern und dies per Hand erledigen mussten. Eine gefährliche und schwere Arbeit, die künftig ein Roboter übernehmen wird. Erklärt der Projektleiter und dreht sich um zu einem Tisch, auf dem sich Bettwäsche und Handtücher stapeln. Eine technische Lösung für Großwäschereien: "Man hat hier die so genannte RFID-Technik eingeführt (eine Technologie für Sender-Empfänger-Systeme zum automatischen und berührungslosen Identifizieren und Lokalisieren von Objekten und Lebenwesen mit Radiowellen, Anm. d. Red.) - einen RFID-Tag eingenäht in jedem Wäschestück. Der hält genauso lange wie das Handtuch. Damit kann man die ganze Wäsche, so wie sie kommt, zusammenwerfen und in der in die Waschmaschine waschen. Danach können die Wäschestücke durch den Roboter, der sie ja erkennt, wieder auseinander sortiert werden. Durch die RFID-Technik kann die Waschmaschine effizienter ausgefüllt werden und das Verfahren ist obendrein auch kostengünstig."
Das könnte sogar die Abwanderung von Großwäschereien ins billige Osteuropa stoppen, wirbt Oliver Stecklina. Auch würden weniger Bakterien übertragen. Acht Mitarbeiter tüfteln in Cottbus an solchen Lösungen. Die Forschung wird durch EU und Land gefördert, teilweise auch von Unternehmen bezahlt - die ja am Ende von den Zukunftstechnologien profitieren.