Darknet (Bild: imago/epd)
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Das vernetzte Ich - Eine Reise ins Darknet

Im Zusammenhang mit Terrorverdächtigen taucht immer wieder das "Darknet" auf, in dem Waffen gekauft wurden: Das ist der Teil des Internets, der nicht einfach so über Suchmaschinen zugänglich ist und in dem sich kaum jemand auskennt. Für die Polizei ist es enorm schwierig, dort zu ermitteln. Inforadio-Reporter Martin Adam war mit einer Cybercrime-Einheit unterwegs im Darknet.

"Waffen", "Drogen und Chemikalien", "Gold und Juwelen" - das sind Produktkategorien auf dem Darknet-Marktplatz "Alphabay". "Das ist jetzt schon das sogenannte Darknet", sagt Denny Speckhahn, der Leiter der Abteilung Cybercrime im LKA Brandenburg. "Ja, man kann hier alles Mögliche kaufen. Hier gibt es den Bereich Betrug, wo Kreditkartendaten zum Kauf angeboten werden. Ich kann natürlich auch alle möglichen Waffen kaufen. Hier ist eine UZI, die kostet momentan 3.200 US-Dollar. Das ist wie eBay, ja. Das einzige, was man braucht, ist der TOR-Browser."

Wir sind in einem Konferenzraum der Behörde in Eberswalde: dunkle Monitore an einem langen Tisch, leere Bürosessel, viel Technik. Denny Speckhahn zeigt den Weg ins Darknet: über einen speziellen Browser ins sogenannte TOR-Netzwerk. Hier wird jede Verbindung verschlüsselt und über etliche Zwischenstationen umgeleitet, bis der Empfänger nicht mehr identifizieren kann, von wem die eigentliche Anfrage kam. Hier jemanden zu finden, ist sehr aufwändig: "Das ist leider die Liberalität des Internets, was ja auch die Leute wollen. Ich als Privatperson kann das auch verstehen, ich möchte ja auch nicht, dass jeder weiß, was ich im Netz mache. Aber andererseits als Ermittlungsbehörde ist es natürlich ziemlich schwierig."

Darknet: Verbrechen oder Meinungsfreiheit?

Manchmal gelingt es dann doch. Mitte Oktober konnte Speckhahns Abteilung einen Shop für Drogen und Medikamente hochnehmen, dessen Betreiber aus dem Landkreis Ostprignitz-Ruppin stammt. Aber meist hält sich das Internet nicht an Landesgrenzen. Selten sind Täter, Straftat und gegebenenfalls das Opfer in Brandenburg und spätestens an der bundesdeutschen Grenze enden die meisten Ermittlungen. Auch innerhalb Deutschlands helfen die gängigen Ermittlungsmethoden kaum weiter - schließlich sind IP-Adressen und Serverstandorte im TOR-Netz kaum zu identifizieren: "Es ist sehr schwierig, aber es ist natürlich nicht unmöglich. Es gibt ja schon so ein paar Möglichkeiten. Da kann ich jetzt wirklich nicht so viel im Detail reden, weil wir ja sonst wirklich die Hosen runter lassen als Polizei."

Mehr Vorratsdatenspeicherung würde helfen, sagt Denny Speckhahn - und klickt sich weiter durchs Netz. Die Webadressen sind kryptische Zahlen-Buchstabenkombinationen, es gibt nur rudimentäre Suchmaschinen und wenige Adresslisten. Wie viele Darknetseiten es gibt? Unklar. Google? Hilft hier nicht. Wer hier surft, muss wissen, was und wo er sucht. Und der anonyme Raum ist nicht nur für illegale Geschäfte interessant: "Es gibt normale Seiten, wo man sich einfach über bestimmte Themen unterhält, wo man aber nicht möchte, dass da jemand einfach so mitlesen kann. Das muss nicht immer kriminell sein. Aber der Anteil ist halt relativ groß."

In den Augen vieler Netzaktivisten und auch für Oppositionelle in Ländern ohne Meinungsfreiheit ist das Darknet ein System der Freiheit, ohne Überwachung und Zensur. Es bietet Anonymität. Verbrechen oder Meinungsfreiheit - was wir damit anfangen, ist eine andere Frage.

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