Vis à vis - Pfarrer Nehk: Warum die Erinnerung wachgehalten werden muss
Auch die Kirchen erinnern am 8. Mai an das Kriegsende vor 80 Jahren. So, sagt Lutz Nehk, Erinnerungsbeauftrager des Erzbistums Berlin, können wir lernen, die Gegenwart zu gestalten.
Vor 80 Jahren, am 8. Mai 1945, endete der Zweite Weltkrieg, Deutschland hatte kapituliert. In Brandenburg und Berlin gibt es viele Orte, an denen die Schrecken der Vergangenheit präsent sind. Zwei Kirchen in Berlin Plötzensee haben sich dem Erinnern in besonderer Weise verschrieben – die evangelische Gedenkkirche Plötzensee und die katholische Gedenkkirche Maria Regina Martyrum.
Hier feiert regelmäßig Pfarrer Lutz Nehk Gottesdienste. Er ist Beauftragter für Erinnerungskultur und Gedenkstättenarbeit im Erzbistum Berlin. Er betrachtet das Kriegsende als Tag der Befreiung: "Das ist eine gute Grundlage, daran weiterzuarbeiten, auch aufzuarbeiten und daran zu erinnern, dass es eine Befreiung war von Bedrängnis, die durch die Befreiung ja grundsätzlich nicht aus der Welt geschafft ist."
Besondere Bedeutung für Gedenkstätte
Auch nach 80 Jahren sei es wichtig, an das Kriegsende zu erinnern, so Nehk. Es sei wichtig, "aus der Erinnerung zu lernen, wie man die Gegenwart gestaltet. Und wenn wir sehen, welche Prozesse zum Beispiel zur nationalsozialistischen Herrschaft geführt haben, […] dann zeigt uns das, weil wir es in der Welt ja sehen, dass das heute wieder passiert, wo das enden kann […] und dass wir da sagen: Hand hoch und aufgepasst!"
Vor diesem Hintergrund findet der Pfarrer es auch wichtig, dass Schulklassen weiterhin Gedenkstätten und Konzentrationslager besuchen: "Die Gedenkstätten, die Täterorte sind ganz wichtig, um auch zu sehen, mit welcher abgrundtiefen Bosheit, mit welcher Menschenverachtung da gearbeitet wurde. […] Das aufzuzeigen, ist schon wichtig."