Vis à vis - Dry January: Wie man dem Alkohol widersteht
Viele Menschen machen gerade beim "Dry January" mit und verzichten einen Monat lang auf Alkohol. In Deutschland konsumieren fast acht Millionen Menschen zu viel davon. Dirk Marx ist trockener Alkoholiker und Buchautor. Mit Anke Burmeister spricht er über eine Kiste Bier am Tag, ungeöffnete Briefe und die Leere nach dem Trinken.
"Ich konnte nicht mehr aufhören - das Leben hat sich nur noch um den Suff gedreht", sagt Dirk Marx, parteiloser Kommunalpolitiker und Buchautor aus Königs Wusterhausen. Er könne gar keinen Zeitpunkt nennen, wann seine Alkoholsucht anfing. "Das ist ein ganz schleichender Prozess wie in Wellen. Es war mal mehr, mal weniger, und die Abstände wurden immer kürzer."
Wenn das Leben völlig aus den Fugen gerät
Er wollte kein Trinker sein und habe sich die Sucht lange nicht eingestanden, erzählt Marx. Bis er sein Leben nicht mehr auf die Reihe bekam und es komplett "aus den Fugen" geriet. "Die Rechnungen bleiben zu, die Umschläge machst du nicht mehr auf." Sein trauriger Negativrekord sei der Konsum einer ganzen Kiste Bier am Tag gewesen, so der Autor.

Es sei erstaunlich, dass ihm während dieser Zeit nichts passiert sei, sagt Marx. "Es waren auch mal weit über 20 Bier in der Kneipe und dann rein ins Auto und ab nach Hause." Nach außen habe er ein ganz schönes Schauspiel veranstaltet und etwa die vielen Bierflaschen vor seinem Nachbarn in Brausekisten versteckt.
"Wie ein Werkzeug gegen emotionale Instabilitäten"
"In meinem Kopf wollte ich was verheimlichen, dabei wusste jeder, dass ich Probleme hatte", so der Königs Wusterhausener. "Ich habe es nicht wahrgenommen, dass das von außen die ganze Zeit sichtbar war." Für seine Familie sei seine Alkoholsucht eine sehr schwere Zeit gewesen. Doch irgendwann habe er sein Problem anerkannt - in einem Prozess - und ging es an. Er machte zwei Entzüge in der Klinik.
"Ich rede auch sehr, sehr gerne über das Thema", meint Marx. "Es nimmt ja keiner Drogen oder trinkt, weil es schmeckt. Das ist ja wie ein Werkzeug, um zu versuchen, emotionale Instabilitäten auszugleichen." Der Autor ist inzwischen in Suchtkliniken unterwegs und berät andere Betroffene. Er rate ihnen, sich ein Leben zu schaffen, das sie nüchtern ertragen. "Ich habe mittlerweile auch ganz viel Verständnis für mich", sagt Marx. "Ich werde es nicht wegkriegen. Es gehört zu mir dazu."