Eine israelische Panzerartillerie ist in der Nähe der Grenze zu Gaza stationiert (Bild: picture alliance / Xinhua News Agency | JINI)
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Vis à vis - Historiker zur Lage in Nahost: Ein Konflikt, der keine Lösung hat

Tom Segev ist einer der renommiertesten israelischen Historiker. Mit Christian Wildt spricht er über den Schock nach der Hamas-Attacke, über die Möglichkeit eines neuen großen Nahostkrieges und die Ursachen des Jahrhundertkonflikts.

"Dieser Angriff am Samstag war bestimmt das schlimmste Ereignis in der israelischen Geschichte", sagt der Historiker Tom Segev. Er schrieb Bücher über die Gründergestalten und Kriege des Landes. Segev begleitet seit Jahrzehnten auch die Politik mit kritischer Stimme. Das habe niemand erwartet. "Das macht den Schock noch größer."

Es sei schwer zu unterscheiden, inwieweit Israel nun eine klare Strategie hätte. Nun sollen über eine Million Menschen aus dem Gazastreifen in den Süden ziehen. Die Hamas habe ihre Waffen und Raketen in Tunneln unter Schulen oder Krankenhäusern. "Es ist möglich, dass ein großer Krieg kommt." Seine Enkelkinder seien darauf vorbereitet, dass sie in den nächsten Wochen nicht in die Schule gehen, sondern per Zoom von zuhause lernen.

Die Hamas zu zerschlagen sei möglich, "aber nicht zu vernichten." Daran schließe sich an, was dann in Gaza werden soll. "Das ist ein Konflikt, der wirklich keine Lösung hat." Es handle sich um zwei Völker, die ihre nationale Identität durch das ganze Land definiere. Eine Zweistaatenlösung halte er inzwischen nicht mehr für möglich.

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Interview - Historiker: "In der Dimension der Grausamkeit herausstechend"

Durch die Angriffe der Terrororganisation Hamas auf Israel und die Gegenangriffe sind seit dem Wochenende auf beiden Seiten jeweils mehr als 1000 Menschen gestorben. Historiker Michael Wolffsohn sagt, die aktuelle Eskalation sei herausstechend. Sie passe aber in die Kette der Ereignisse und sei "Ergebnis einer langjährigen Entwicklung".