Joachim Gauck, Bundespräsident a.D., spricht während der Verleihung des Kaiser-Otto-Preises die Laudatio.
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Vis à vis - Joachim Gauck: Sorge um die Demokratie

Mit Sorgen schaut Alt-Bundespräsidenten Joachim Gauck auf die zunehmende politische Bewegung nach rechts - vor allem im Osten Deutschlands. Es gebe dort mehr Menschen, "die mit der offenen Gesellschaft und ihrer Freiheit fremdeln". Er sieht darin eine Reaktion auf Veränderungsprozesse, die zu Ängsten führe. Von Olaf Kosert

"Erschütterungen" heißt das neue Buch des ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck. Darin blickt er besorgt auf den politischen Rechtsruck in Deutschland - und den Nachbarländern. Denn eine solche Entwicklung könne man in ganz Europa sehen, so Gauck.

In allen Ländern fühlten sich die Menschen von rechten Positionen angezogen, "für die Sicherheit das Wichtigste ist, Freiheit weniger wichtig". Das sei erst einmal etwas ganz Normales. Wenn der Wandel stark sei, hätten diese Menschen große Sorgen, dass sich ihr Leben zu sehr verändert. "Und aus diesen Sorgen werden Ängste, die in Krisenzeiten dann dorthin gehen, wo sie den meisten Trost gespendet kriegen." Das bediene in Deutschland die AfD.

Gauck: Botschaft verfängt besonders im Osten

 

Die sei besonders im Osten erfolgreich, da es dort mehr Leute gebe, "die mit der offenen Gesellschaft und ihrer Freiheit fremdeln und die mehr Lenkung sich wünschen", sagt Gauck. Durch den Wandel verunsicherte Menschen würden sich eine Beheimatung suchen bei Ihresgleichen. "Deshalb verfängt die Botschaft - 'Das ist alles zu viel Modernität, zu viel Liberalität, zu viel Offenheit, zu viel Zuwanderung, zu viel Fremdes im Eigenen' - für diese Gruppe mehr als für andere Menschen."

Das Gespräch wurde im August 2023 geführt.

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