Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, in der Bundespressekonferenz.
picture alliance / photothek
Bild: picture alliance / photothek Download (mp3, 16 MB)

Vis à vis - Olaf Zimmermann: "Kulturpolitik ist zuallererst Pflicht"

Er führt den Deutschen Kulturrat schon seit 26 Jahren. Jetzt hat Olaf Zimmermann ein Buch geschrieben: "Mein kulturpolitisches Pflichtenheft". Denn Kultur brauche vor allem gute Rahmenbedingungen, sagt Zimmermann im Gespräch mit Maria Ossowski.

"Kulturpolitik ist - wenn man so will - auch das Schwarzbrot und nicht nur der rote Teppich", sagt der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, Olaf Zimmermann. Das werde oft verwechselt. "Vernünftige Rahmenbedingungen haben wenig mit Glamour zu tun - sie haben mit Pflicht zu tun", betont Zimmermann. "Ich wollte gerne ein Plädoyer für die Pflicht in der Kulturpolitik schreiben."

Die Grenzen der Kunstfreiheit


Das Buch richte sich an Politikerinnen von Bund, Ländern und Kommunen, aber auch an Kulturschaffende. Denn diese wüssten oft gar nicht so recht, wie Kulturpolitik funktioniert, erklärt der Publizist. Wie in jedem Politikbereich gehe es darum, das Handwerkszeug zu verstehen. Denn nur so könnten Kunst und Kultur überhaupt stattfinden.

Grundsätzlich könne die Kultur innerhalb dieser Rahmenbedingungen frei handeln, doch es gebe auch Grenzen. "Wenn Kunst rassistisch ist oder antisemitisch - das geht nicht", stellt Zimmermann klar. "Das haben wir im letzten Jahr besonders bei der Documenta erlebt. […] Sie hat den Kulturbetrieb in seinem schlechtesten Licht gezeigt."

"Kultur ist eine unglaublich ernste Angelegenheit"


Der Kulturbereich müsse heute viel öffentlichkeitswirksamer arbeiten als vor einigen Jahrzehnten. "Die Entscheidungen werden heute viel schneller und manchmal vielleicht auch ein wenig kopflos getroffen", sagt der Kulturratschef. "Deswegen kann es zu Fehlentscheidungen kommen und kommt es auch immer wieder zu Fehlentscheidungen. Dafür haben wir eine besondere Verantwortung im Kulturbereich."

So müsse man der Geschwindigkeit eine Ernsthaftigkeit entgegensetzen. "Da trifft man sich wieder ein wenig mit dem Pflichtenheft", meint Zimmermann. "Kunst zu machen, ist eine unglaublich ernste Angelegenheit. Eigentlich hat das nichts mit Lockerheit zu tun. […] Und darum müssen wir täglich ringen."

Auch auf rbb24inforadio.de

Newsjunkies - Kunst und Antisemitismus: Die Documenta in Unruhe

Die Documenta kommt nicht aus den Schlagzeilen. Erneut ging es in einer Podiumsdiskussion in Kassel um die Frage, wie man verhindern kann, dass antisemitische Werke ausgestellt werden - und wie es nun weiter geht mit dieser Ausstellung, auf der unbestritten längst ein Schatten liegt. Franziska Hoppen und Hendrik Schröder haben zugehört und fragen ganz grundsätzlich: Wie wird diese Debatte um antisemitische Werke geführt und warum?