Vis à vis - Wie sieht die Kaufhaus-Kultur der Zukunft aus, Elmar Kulke?
Bundesweit schließt Galeria Karstadt Kaufhof in nächster Zeit knapp 50 Filialen. Betroffen sind auch die Kaufhäuser in Berlin-Wilmersdorf und im Wedding. Was für Belegschaft und viele Kundinnen und Kunden bitter ist, folgt einem klaren Trend, sagt Handelsexperte Elmar Kulke. Von Wolf Siebert
Galeria Karstadt Kaufhof musste Ende Oktober 2022 zum zweiten Mal innerhalb von weniger als drei Jahren in ein Schutzschirm-Insolvenzverfahren. Als Grund für die bedrohliche Lage gibt das Unternehmen die explodierenden Energiepreise und die Konsumflaute in Deutschland an. Mittlerweile ist klar, dass knapp 50 der verbliebenen 129 Kaufhäuser schließen müssen - zwei Standorte in Berlin sind betroffen.
Nach den Plänen des Konzerns sollen die übrig gebliebenen Filialen in den kommenden drei Jahren umfassend modernisiert werden. Dabei sagt Elmar Kulke, dass die Betriebsform des Kaufhauses sich ihrem Ende zuneige. Der Professor für Wirtschaftsgeographie forscht und lehrt an der Humboldt-Universität Berlin. Er ist überzeugt: "Diese Standard-Warenhäuser, die Jahrzehnte das Einzelhandelssystem geprägt haben, werden schrittweise verschwinden."
Kulke: Aktivitäten in Innenstädten koppeln
Die Zukunft der Innenstädte sieht Kulke statt in Kaufhäusern eher in der Kopplung verschiedener Aktivitäten. "Das ist jetzt der wirklich starke Trend und den sehen wir ja in vielen Bereichen." So würden mittlerweile häufig Supermärkte und Discounter einen gemeinsamen Standort wählen - "die koppeln dann ihre Sortimente".
Der Handelsexperte sagt mit Blick in die Zukunft: "Das wird jetzt das Spannende werden für die Innenstädte, dass man Kopplungspotentiale zwischen verschiedenen Aktivitäten entwickelt." Neben dem Einkauf nennt Kulke auch Freizeit und Beruf als Beispiele für solche Aktivitäten.
Die Sendung ist eine Wiederholung und wurde erstmals am 27.03.2023 ausgestrahlt.