100 Sekunden Leben - Homburg oder Elversberg - Hauptsache Saarland
Wer steigt ab und wer steigt auf? Das ist die große Frage an diesem Fußball-Wochenende. Steht doch der letzte Spieltag an. Und unser Kolumnist Thomas Hollmann hätte nichts dagegen, wenn es der SV Elversberg in die Bundesliga schaffen würde.
Mit Fußballvereinen steigen immer auch Regionen auf. Im Falle des SV Elversberg ist dies das Saarland. Und das Saarland ist mir sympathisch. Dabei war ich noch nie dort. Aber der FC Homburg hat mal Trikotwerbung für Präservative gemacht, damals in den 80er-Jahren. Das fand ich lustig. Der Deutsche Fußball-Bund weniger. Der verbot die Reklame. Das Amtsgericht Frankfurt am Main hob das Verbot aber auf. Also grätschten die Homburger Kicker mit Pariser-Beschriftung über den Rasen, weil eine solche Werbung nach amtsrichterlichem Urteil weder gegen die Moral noch die guten Sitten verstößt. Abgestiegen ist Homburg trotzdem.
Mit dem SV Elversberg hat diese allerhöchstens halb-erotische Moral-Geschichte vermutlich nichts zu tun. Zumal der Sponsor des Vereins ein Pharma-Unternehmen ist, das auf seinen guten Ruf bedacht ist. Und dennoch gönne ich Elversberg den Aufstieg.
Denn Fußball hat nichts mit Logik und Verstand zu tun. Fußball ist ein einziges, unerklärliches Gefühl, das von Episoden und Zufällen mal hierhin und mal dorthin geschubst wird. Und deshalb sympathisieren womöglich auch Bayern- und Stuttgart-Fans mit Energie Cottbus und hätten nichts dagegen, wenn Energie in die zweite Liga aufsteigen würde. Weil Bayern- und Stuttgart-Fans früher mal mit ihrem Verein in Cottbus waren und das drollig fanden, dass Cottbus zweimal auf dem Ortsschild steht, nämlich auch auf Sorbisch.
Bei aller Albernheit bildet Fußball eben auch - und ist praktische Landeskunde. So weiß ich inzwischen, dass es die Stadt Elversberg gar nicht gibt. Elversberg ist nur ein Ortsteil. Der andere heißt Spiesen. Und die Stadt heißt deshalb Spiesen-Elversberg.
Aber egal, Hauptsache Saarland.