100 Sekunden Leben - Wenn Kunst nicht matcht
An diesem Wochenende zeigen Berliner Galerien wieder ihre Kunst beim Gallery Weekend. Kolumnist Thomas Hollmann wird auch gucken gehen. Aber ein Bild kaufen wird er wohl nicht.
Mein Problem ist: Ich mag Kunst, aber keine Künstler. Die sind mir zu egomanisch oder zu spinnert. Ich meine, wer schneidet sich schon freiwillig ein Ohr ab? Manche Künstler sollen auch richtige Arschlöcher sein, habe ich mir sagen lassen. Aber ein Bild von einem Arschloch möchte ich nicht bei mir an der Wand hängen haben.
Ich kann da nicht trennen - zwischen der Kunst und dem Künstler. Was ja komisch ist. Denn kaufe ich einen Stuhl, interessiert mich das null, ob der Schreiner eine Macke hat. Und im Restaurant führe ich vor der Bestellung auch keinen psychologischen Eignungstest mit dem Koch durch. Hauptsache, die Penne schmecken.
Doch keine Lust auf nette Kunst
Auf ein Bild guckt man allerdings auch länger als auf einen Teller Nudeln. Und wenn ein Mistkerl das Bild angerührt hat, trübt das meinen Blick. Aber ist ein Künstler nett und freundlich, was auch mal vorkommt, habe ich den sogleich in Verdacht, nur deshalb nett und freundlich zu sein, weil es ihm an der künstlerischen Tiefe und der kritischen Auseinandersetzung mit sich und seiner selbst mangelt. Die aber notwendig ist, um relevante Kunst zu machen. Habe ich auf nette Kunst doch keine Lust. Sollen sich andere Katzenfotos an die Wand hängen; ich mache das nicht.
Herauszufinden, ob ein Künstler zu einem passt, ist ganz schön schwierig. Da wird man bei Parship im Zweifel schneller fündig. Erzählen einem die Künstler mitunter doch die reinsten Märchen. Joseph Beuys behauptete jahrzehntelang, deshalb mit Fett und Filz zu hantieren, weil ihn Krim-Tataren nach seinem Flugzeugabsturz im 2. Weltkrieg mit Fett und Filz gesund gepflegt haben. Alles Quatsch. Ein Suchtrupp der Wehrmacht fand Beuys und nahm ihn mit. Komischerweise kostet seine Kunst immer noch Millionen. Was beweist, dass Kunst nicht wahrhaftig sein muss. Aber passen muss sie zu einem. Sage ich. Und sagt ja wohl auch Parship.