Roboter mit Kapuzenpulli
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100 Sekunden Leben - Der Trend zur Kapuze

Kapuzen sind in. Am Pullover baumeln sie schon lange, inzwischen aber auch an Kleidern und Badeanzügen. Und unser Kolumnist Thomas Hollmann überlegt auch schon, sich unter die Haube zu begeben.

Der Badeanzug, den Gisele Bündchen letztens beim Versace-Shooting trug, ist vermutlich zu groß für mich. Wobei mir dieses lila Latex gut stehen könnte. Und praktisch ist das auch, eine Kapuze dabei zu haben. Die könnte ich dann jederzeit hochklappen, in der Badeanstalt oder auf dem Weg zum Bäcker, und als angehender Glatzkopf hätte ich Ruhe vor der Sonne.

Wobei die Kapuze textil-historisch aus der Kälte kommt. Gab es in der Bronzezeit doch auch schon Zugluft. Und da waren unsere Vorfahren ganz sicher froh, herausgefunden zu haben, wie man eine Kappe an den Umhang klöppelt, der den Hals vor plötzlicher Versteifung schützt.

Bis zur Erfindung des Hoodies mussten dann aber nochmal ein paar Tausend Jahre vergehen, ehe New Yorker Kühlhaus-Arbeiter, die den lieben langen Tag Schweinehälften zu schultern hatten, mit dem Kapuzenpulli ausgestattet wurden. Inzwischen wird der Hoodie auch gerne als Ghetto-Accessoire oder Rückzugsmöglichkeit für kontaktscheue Nerds getragen, in beiden Fällen meist ohne Schweinehälfte. Ku-Klux-Klan-Kappen und Kapuzinermönchshauben warten indes noch auf ihre modische Umdeutung.

Wobei: Als Dramaturgie steigerndes Filmaccessoire hat die Mönchskapuze schon große Erfolge gefeiert. Ohne Haube wäre Sean Connery im "Namen der Rose" nur halb so geheimnisumweht gewesen. Und Harry Potter und Voldemort wussten ihre Kopfbedeckung auch dramaturgisch geschickt hochzukippen. Die Mainzelmännchen tragen hingegen Mützen und keine Kapuzen.

Bleibt die die Frage, welchen Badeanzug ich mir zulegen soll, wenn der von Gisele Bündchen zu groß ist. Ein Ku-Klux-Klan-Modell kommt nicht in Frage. Uni weiß ist mir zu langweilig.