Ein Mann hält eine Menge an Nahrungsergänzungsmitteln in der Hand
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100 Sekunden Leben - Dem Mann ist nicht zu helfen

Die Stiftung Warentest hat Nahrungsergänzungsmittel für Männer getestet. Das vernichtende Urteil: "Überflüssig bis riskant". Pillen gegen Prostatabeschwerden oder für mehr Potenz sollte man besser im Drogeriemarkt-Regal liegen lassen. Da fragt sich unser Kolumnist Thomas Hollmann allerdings, was er stattdessen nehmen soll.

In meiner Jugend hieß es, Ölsardinen geben Tinte auf den Füller. Ölsardinen hat die Stiftung Warentest allerdings nicht auf ihre aphrodisierende Wirkung hin untersucht. Dafür Präparate wie "Man Active" und "Adam Protect". Mehr dicke Hose geht wohl nicht.

"Adam Protect", das hört sich an wie eine Streichpaste für den Unterbodenschutz. Aber Männer legen ja gerne selbst mal Hand an und gehen deshalb auch nicht zum Arzt, sondern stellen die Diagnose in Eigenregie. Und steht auf der Packung "zwei Kapseln täglich", nimmt Mann sicherheitshalber vier.

In meiner Drogerie ist das Regal für Männergesundheit fast so lang wie das mit den Faltencremes für Frauen. Was ich für eine bedenkliche Angleichung der Geschlechter halte. Und was heißt hier überhaupt "Männergesundheit"? Ist ein Mann gesund, wenn er potent ist, aber Darmkrebs hat? Doch wohl eher nicht. Diese heilsversprechende Fixierung auf die untere Körpermitte nimmt immer manischere Ausmaße an. Würde Tolstoi heute leben, er würde seinen Gesellschaftsroman nicht "Krieg und Frieden" nennen, sondern "Potenz und Prostata".

Oder "Granatapfel und Erd-Burzeldorn". Die Frucht und die Pflanze sollen sich ebenfalls auf die Leistungsfähigkeit auswirken. Tun sie aber nicht. Im Zweifel gehen sie auf Leber und Niere. Sagt die Stiftung Warentest. Und zwei Kürbisse am Tag essen, ist auch keine Alternative. Da lässt einen die Prostata trotzdem nicht durchschlafen.

Das alles ist natürlich bitter, wenn nichts hilft gegen die weniger werdende Kraft und die weniger werdenden Haare. Da bleibt nur die äußere Anwendung. Den Kürbis durchschneiden, aushöhlen und eine Hälfte auf die kahle Birne stülpen und schon sieht man die nicht mehr. Nach vier Stunden im Büro sollte man den "Orange-Bowl" aber auch mal absetzen.

Der Beitrag ist eine Wiederholung vom 17.02.2023