Wahlplakat der FDP zur Wiederholungswahl in Berlin
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100 Sekunden Leben - Das Warum der FDP

Es ist Wahlkampf in Berlin. Das ist nicht zu übersehen. Überall werben die Parteien für sich, ob an Laternen oder auf Mittelinseln. Unser Kolumnist Thomas Hollmann wundert sich jedoch, warum die FDP eine Frage ohne Fragezeichen stellt.

Vielleicht bin ich altmodisch, aber wenn ich einen Satz mit "Warum" beginne, beende ich den mit einem Fragezeichen. Die FDP tut das nicht. Die plakatiert: "Warum bei Neuwahlen alte Probleme wählen." Und macht dann einen Punkt. Womöglich, um das Rhetorische an der Frage zu unterstreichen. Denn alte Probleme wählt man nicht, sondern den mitplakatierten netten Mann.

In seinem taillierten Hemd macht Sebastian Czaja ein bisschen auf Christian Lindner. Wobei er lange nicht so gut aussieht wie der Chef, aber immer noch besser als Kai Wegner. Sagt meine Informantin für maskuline Attraktivität. Dem Wegner wiederum muss man zugutehalten, dass er seinen defensiven Haarwuchs weder beschönigt noch toupiert. "Meine Politik muss nicht allen gefallen" bekennt der Christdemokrat, "aber für alle funktionieren."

Die CDU als unideologische Handwerker-Brigade. Was nicht passt, wird passend gemacht. Also, bei uns kann der Wegner gerne mal vorbeikommen. Wir haben schon länger Probleme mit dem Abfluss. Aber da werde ich wohl warten müssen, will die CDU doch gleich ganz Berlin erneuern.

Allerdings beabsichtigt auch Bettina Jarasch, "mit neuer Kraft" zu regieren. Dass ich mich frage, ob sie das bislang mit alter Kraft getan hat. Oder war die auf irgendeiner Grünen-Kur? Keine Ahnung, wo die sich erneuert hat.

Am Schreibtisch jedenfalls nicht. Da sitzt schon Franziska Giffey. Bis spät abends. Bei funzeligem Licht. "Arbeiten für Berlin" lautet das Malocher-Motiv. Das ich irgendwo schon mal gesehen habe. Richtig, im letzten Bundestagswahlkampf. Da wälzte der Lindner nachts wichtige Akten, obwohl die FDP da noch gar nicht regiert hat. Vielleicht waren das aber auch Kredit-Unterlagen seiner Hausbank. Das könnte man den Lindner mal fragen – aber bitte mit Fragezeichen.