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100 Sekunden Leben - Imagine the Freiheit

Unser Kolumnist Thomas Hollmann ist noch immer nicht darüber hinweggekommen, dass bei der olympischen Eröffnungsfeier "Imagine" von John Lennon gespielt wurde.

Nun gab es schon immer musikalischen Missbrauch, bis weit ins bürgerliche Lager hinein. Wobei die Umdeutung der Toten Hosen durch die CDU fast schon drollig war. So ungelenk, wie die Partei-Granden da auf der Wahlkampfbühne ihren Sieg beschunkelten. Damals. An Tagen wie diesen. Die CDU hat sich danach immerhin entschuldigt für ihre Produkt-Piraterie.

Das wird Xi Jinping nicht tun. Bei wem auch? John Lennon ist schon lange tot. Und im Grab umdrehen kann er sich auch nicht, hat Yoko seine Asche seinerzeit doch mit nach Hause genommen.

"Imagine all the people, livin‘ life in peace." Wer wollte dagegen etwas sagen? Chinas Staatspräsident jedenfalls nicht, der John Lennon dann gleich ein weiteres Mal zitierte. Die Welt solle gemeinsam für einen dauerhaften Frieden arbeiten, postulierte Xi beim abendlichen Bankett, um bei der Gelegenheit dann auch gleich die Niederschlagung der Proteste in Kasachstan zu loben.

Oder um es mit Thomas Bach zu sagen: "Give Peace a Chance". Ein weiteres John-Lennon-Zitat, das der IOC-Chef der Welt anvertraute, nachdem er seinen chinesischen Gastgeber mit einem dreifachen Bückling begrüßt hatte, der im Gegensatz zum doppelten Rittberger allerdings in keiner olympischen Disziplin vorgesehen ist.

Und "Freiheit"? Was ist überhaupt Freiheit? Ein Lied von Marius Müller-Westernhagen – und keines der Querdenker-Bewegung. Daran hat der Sänger bei Instagram erinnert. Ein Foto zeigt Westernhagen, wie er sich impfen lässt. Musiker zu sein, ist heutzutage ganz schön anstrengend.

Aber wer weiß, vielleicht nimmt sich Xi Jinping ja noch einmal ein Vorbild an John Lennon – und beendet die Olympischen Spiele bekifft im Bett.