Interview - NABU: Storchenpopulation ist durch die Trockenheit gefährdet
Die Population im Europäischen Storchendorf Rühstädt schrumpft durch die Trockenheit der letzten Jahre. Das Problem, so Felix Wolf vom NABU-Besucherzentrum: Es gibt zu wenig Regenwürmer.
Für das Wochenende haben Meteorologen einen richtig schönen Landregen angekündigt, langanhaltend und flächendeckend. Die Natur kann es wirklich gebrauchen: Der Deutsche Wetterdienst spricht von einem der trockensten Frühjahre seit über 100 Jahren. Seit Februar fällt zu wenig Niederschlag - und das hat Folgen.
Störche müssen schwächste Küken fressen, damit die anderen überleben
Im Europäischen Storchendorf Rühstädt in der Prignitz beobachtet Felix Wolf, Leiter des NABU-Besucherzentrums Rühstädt, dass die Störche zunächst eine höhere Population anstreben, um sie dann an die realistischen Gegebenheiten anzupassen. Dies geschieht auf Wegen, die uns Menschen zunächst grausam erscheinen:
"Wir haben jetzt schon gesehen, dass einerseits Störche aus dem Nest geworfen wurden, andererseits haben wir […] beobachtet, dass die Küken, wenn sie noch ganz klein sind, dass die schwächsten dann von den Elterntieren gefressen werden. Das sind schwierige Entscheidungen, die die Eltern dann treffen. Aber sie entscheiden sich für den Nachwuchs, indem sie sich gegen den Nachwuchs entscheiden."
Wolf: "Das Wasser in der Fläche fehlt"
Für die Storchpopulation ist die Trockenheit ein großes Problem, sagt Wolf: "Das Wasser in der Fläche fehlt und das macht es für die Störche auch viel schwieriger, die ganz wichtigen Regenwürmer jetzt einzusammeln." Die seien aber die Hauptnahrung für die Küken, weil sie das Chitin der Insektenpanzer nach nicht vertrügen und ein Frosch zu groß für sie wäre, erklärt der Naturschützer.
Die Folgen sind bereits spürbar: "Wenn wir weiterhin solche Trockenjahre haben, dann wird die Population sicherlich zurückgehen, das haben wir auch in den Jahren von 2018 bis 2022 gesehen, dass da der Nachwuchs einfach fehlt." Deswegen setze sich der NABU politisch dafür ein, dass sich der Wasserhaushalt in der Region verbessere.