Interview - Landesbauernverband Brandenburg: "Brauchen nachhaltigen Regen"
Die Trockenheit bereitet dem Präsidenten des Landesbauernverbands Brandenburg, Henrik Wendorff, Sorgen. Das Frühjahr sei entscheidend für die Qualität der Ernte. Eine Bewässerung sei keine Option.
Trotz dicker Regenwolken am Himmel: Der von vielen Brandenburger Landwirten ersehnte Niederschlag sei das in der Nacht von Donnerstag auf Freitag nicht gewesen, sagt Henrik Wendorff, Präsident des Landesbauernverbands Brandenburg: "Wir hatten gestern nur einen Sturm im Wasserglas, 0,5 Millimeter Niederschlag. Das ist kaum messbar. Und deswegen kann ich zumindest nicht von einer Entlastung sprechen."
Für nachhaltig feuchtere Böden reiche punktueller Regen ohnehin nicht aus. "Also zumindestens von Regenmengen, die in unserer Sprache über zehn Millimeter liegen. Das sind zehn Liter auf einem Quadratmeter", so Wendorff. Der Boden sei derzeit kaum in der Lage, Wasser aufzunehmen, was selbst stärkere Schauer wirkungslos machen könne: "Viel Wasser würde abfließen. […] Davon wird die Hälfte verdunsten und vielleicht nur die Hälfte in den Boden überhaupt kommen."
Trockenheit schon seit März
Der Mai sei entscheidend für den weiteren Verlauf der Saison. "Das Frühjahr ist bekanntlich prägend für Qualität und Erträge auf den Feldern", betonte Wendorff. Aktuell seien viele Kulturen wie Mais, Sonnenblumen und Zuckerrüben gerade erst gepflanzt worden und dringend auf Wasser angewiesen. "Wir haben seit März ausbleibende Niederschläge. Und eigentlich alle Kulturen, die wir derzeit im Feld zu stehen haben, brauchen Wasser."
Sollte der Mai weiter trocken bleiben, seien negative Auswirkungen auf die Erträge kaum vermeidbar: "Wenn wir Mai nicht noch zumindest ein-, zweimal nachhaltigen Niederschlag bekommen, dann muss ich eine Ertragsprognose machen, die nicht sehr gut ist."
Bewässerung zu teuer und aufwendig
Eine Bewässerung sei aufwendig, teuer und nur für bestimmte Kulturen wirtschaftlich sinnvoll. "Das kostet viel Geld. Und das Bewässern allein ist ein hoher Aufwand mit hohen Kosten für Strom, für die Wasserbereitstellung und für das Personal, das bewässert."
Politisch sieht Wendorff Nachholbedarf beim Umgang mit Wasser in der Landwirtschaft. "Wie gehen wir mit dem Oberflächenwasser um, da spielt der Wasserrückhalt eine große Rolle", erklärt er. Die zunehmende Trockenheit sei für Brandenburg kein neues Phänomen: "Seit 2003 gehen natürlich immer wieder mal die Alarmglocken durchs Land. Jetzt werden die Intervalle kürzer.“