Interview - Mobbing nach Lehrer-Outing: "Für mich der erste Fall dieser Art"
Der Landeselternsprecher Norman Heise ist schockiert über den Vorfall homophober Anfeindungen gegen einen Lehrer in Moabit. In Berlin sei dieses Mobbing aber eine Ausnahme.
Norman Heise ist seit zehn Jahren Vorsitzender des Landeselternausschusses in Berlin. In dieser Zeit sei ihm kein Vorfall wie dieser untergekommen: Ein homosexueller Lehrer an der Carl-Bolle-Grundschule in Berlin-Mobit habe sich vor seiner Klasse geoutet. Daraufhin sei er so stark von den Kindern angefeindet worden, dass er sich schließlich auch an die Öffentlichkeit gewandt hat.
GEW rät zum Outing
"Mich machen die Schilderungen [...] sehr betroffen", sagt Heise. Mobbing und Diskriminierung dürften nicht toleriert werden, egal gegen wen. "Mir ist ein Fall in dieser Art bisher nicht bekannt gewesen." Tatsächlich empfiehlt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) homosexuellen Lehrkräften, genau so zu handeln, wie es der Grundschullehrer in Moabit getan hat: Sich vor der Klasse zu outen.
Heise wolle bei dieser Frage lieber auf das Schulgesetz verweisen: "Wir haben den Paragraphen 1. Der sagt ganz klar, mal frei übersetzt: Die Schule hat den Auftrag, weltoffene Bürger zu erziehen." Ob sich eine Lehrkraft outen sollte, dafür wolle er keine grundsätzliche Empfehlung aussprechen.
Heise: Friedvolles Miteinander an Schulen
Dass die Carl-Bolle-Grundschule einen hohen Anteil an Kindern mit einer Migrationsgeschichte hat, hält Heise für keinen ausschlaggebenden Faktor für den Vorfall. "Wir haben viele Schulen, nicht nur in Moabit, [...] wo wir viele Nationalitäten haben, wo wir viele Kulturen haben, die aufeinander treffen, wo ein friedvolles Miteinander praktiziert wird.", so der Landeselternsprecher.