Rechte Demo in Frankfurt/Oder
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Interview - Konfliktberater: Rechtsextreme werben bewusst Jugendliche an

Eine rechte Terrorgruppe hat Anschläge auf Flüchtlingsheime geplant, die Verdächtigen sind zwischen 14 und 18 Jahren. Konfliktberater Markus Klein beobachtet diese Entwicklung schon länger.

Bei der Razzia gegen die rechtsextremistische Terrorgruppe "Letzte Verteidigungswelle" sind am Mittwoch fünf Verdächtige festgenommen worden, unter anderem in Brandenburg, im Kreis Oberspreewald-Lausitz. Sie sollen Angriffe auf Flüchtlinge sowie auf Einrichtungen des linken Spektrums geplant und auch durchgeführt haben – etwa im Oktober den Brandanschlag auf das Kulturhaus im brandenburgischen Altdöbern.

Die Verhafteten sind nicht mal junge Männer, sondern Teenager und Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren. Markus Klein kennt diese gefährliche Szene. Für das "Brandenburgische Institut für Gemeinwesen-Beratung" ist er unter anderem als Konfliktberater mit mobilen Beratungsteams im Land unterwegs. Ihn hat das sehr junge Alter der Festgenommenen nicht überrascht: "Das ist keine kurzfristige Entwicklung. Wir beobachten das schon länger."

Mit Sport und Memes: Rechte Organisationen werben bewusst Jugendliche an

Die rechten Organisationen würden Formate bieten, die durchaus attraktiv für Jugendliche seien, angefangen bei Sportveranstaltungen bis hin zu Memes bei Social Media, bei denen erst auf den zweiten Blick die politische Ebene sichtbar würde, erklärt Klein. "Das konnten wir schon eine Weile sehen und haben mit Sorge da drauf geguckt."

Die Jugendlichen werden also bewusst von den Rechtsextremisten angeworben und benutzt: "Das ist eine ganz klare Strategie, sehr junge Leute zu erreichen. Das zielt so ein bisschen drauf ab, das Bild zu zeichnen von einem starken, wehrhaften Deutschen und sie bieten da so eine Folie für Selbstermächtigungsprozesse, gerade für junge Leute, die sich in einer Altersphase befinden, wo es natürlich sehr darum geht, […] sich auszuprobieren, […] die Orientierung suchen, Grenzen überschreiten und provozieren wollen." Das könnten die Rechten ausnutzen.

Verschärfter Ton in Parlamenten und der Gesellschaft tragen dazu bei

Klein und seine Kollegen sehen seit Jahren "eine Veränderung im gesamtgesellschaftlichen Klima, wo wir Schritt für Schritt sehen, wie sich Gesellschaft verändert, man könnte vielleicht auch sagen radikalisiert. Wir sehen Normalisierungsprozesse […] und dann sind es natürlich genau diese Jugendlichen, die auffallen wollen, die radikaler sein wollen – die gehen dann einen Schritt weiter."

Dazu käme, dass sich der Ton in den Parlamenten insbesondere durch die AfD sehr verschärft habe. Das nähmen die Jugendlichen wahr. Der Schritt zur tatsächlichen Gewaltanwendung sei dann sehr kurz, erklärt der Streetworker: "Die fühlen sich durchaus im Recht […] und sehen sich dann eher als die Ausführenden, die den 'Volkswillen' durchsetzen."

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