Gerald Lehmann ist seit mehr als 10 Jahren Bürgermeister der Stadt Luckau und liebt seine Stadt, Bild: Antenne Brandenburg/Marie-Thérèse Harasim
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Interview - Luckaus Bürgermeister: Trotz Anfeindungen den Dialog suchen

Die angestiegene politisch motivierte Gewalt trifft auch Kommunalpolitiker. Luckaus Bürgermeister Gerald Lehmann wurde bereits mit dem Tod bedroht, dennoch sucht er den Dialog.

Die Zahl der politisch motivierten Straftaten in Deutschland ist 2024 um 40 Prozent angestiegen. Auch Straftaten gegen Politikerinnen und Politiker gab es noch nie so viele wie im vergangenen Jahr. Besonders betroffen waren die, die sich in der Kommunalpolitik engagieren.

Morddrohungen gegen Luckaus Bürgermeister

Auch Gerald Lehmann, parteiloser Bürgermeister von Luckau, wurde bereits mit dem Tod bedroht. Was ihn dabei besonders betroffen gemacht hat: Die Drohung kam von einem ihm gut bekannten Handwerksmeister, mit dem er schon zusammengearbeitet hatte: "Es ging immer um unseren Sportverein, den Fußballverein in Luckau. Und da war mal die Wasserpumpe kaputt und da haben wir wirklich über Bande gespielt und insofern war ich umso mehr geschockt, dass so eine Nachricht von ihm kommt."

Solche Bedrohung und offenen Hass gibt es immer wieder. Dennoch betont Lehmann: "Das sind immer nur einzelne, ich bin stolz auf die Luckauerinnen und Luckauer. Ich bin wirklich mit Herzblut dabei und wir haben auch wirklich viel geleistet. Das sind wirklich ein paar vereinzelte Leute, auch dem Reichsbürger-Milieu zuzuordnen."

Andere Meinungen werden immer weniger ausgehalten


Lehmanns Strategie dagegen: "Überhaupt nicht den Mund halten. Einfach sagen: Leute, ich bin einer von Euch, wir sind eine Gemeinschaft. […] Immer wieder mit den Leuten sprechen und sagen: Wir leben in einem Staat, in einer Demokratie, bringt Euch ein!"

Nach seiner Wahrnehmung können die Menschen immer schlechter streiten und immer schlechter andere Meinungen ertragen: "Meinungsbildung findet immer weniger statt, das ist der Eindruck, den ich habe. Ansicht ist gleich Fakt. […] Und da liegt natürlich auch eine Verantwortung bei uns, tatsächlich im Diskurs mit den Menschen auch hinterfragen. Wenn dann gleich wieder alles in Frage gestellt wird, wenn mit Befürchtungen gearbeitet wird, sagen: Leute, lasst uns doch tatsächlich mal die Sache nüchtern und neutral betrachten."

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