Interview - Schmitz über Friedländer: "Sie war eine Versöhnerin"
Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer ist am Donnerstag in Berlin-Weißensee beigesetzt worden. Jede und jeder sei nun gefordert, gegen Rechtsextremismus aufzustehen, sagt der ehemaligen Staatssekretär und Freund Friedländers, André Schmitz (SPD).
Zeit ihres Lebens hat sich die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer für Menschlichkeit und gegen Hass eingesetzt. Mit 88 Jahren zog sie von den USA zurück nach Berlin. Nun ist Friedländer im Alter von 103 Jahren gestorben. An der Beisetzung in Berlin-Weißensee nahmen unter anderen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Friedrich Merz und Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner teil.
Friedländer hat Berlin geliebt
Der frühere Kulturstaatssekretär André Schmitz (SPD) ist ein langjähriger Freund Friedländers. "Sie hat Berlin geliebt", erzählt er. Diese Liebe habe sie dazu gebracht, nach den Schrecken des Holocaust zurückzukehren.
Friedländer sei ein von grundauf optimistischer Mensch gewesen, der die Menschen liebte, sagt Schmitz. "Sie war eine Versöhnerin, ein großzügiger Mensch." Es sei ihre Mission gewesen, den Nachgeborenen zu sagen: "Seid Menschen, es darf nie wieder passieren." Diese Aufgabe habe Friedländer so lange am Leben gehalten.
Schmitz: Alle sind gefordert, für Demokratie zu kämpfen
Dabei habe es die Holocaust-Überlebende den Deutschen einfach gemacht, betont Schmitz. Vorwürfe äußerte Friedländer nie. "Diese Traumata der Shoah, des Holocaust, lasten auf uns allen." Als strahlender, älterer Mensch, der uns umarmt und anlächelt, habe Friedländer viele Menschen glücklich gemacht.
Wie kann das Erinnern nach Friedländers Tod wachgehalten werden? "Wir sind alle gefordert, für diese Demokratie zu kämpfen", sagt Schmitz. Auch Friedländer habe unter dem Erstarken der rechtsextremen Tendenzen in Deutschland in den letzten Jahren gelitten. Jede und jeder sei nun aufgerufen, gegen Antisemitismus und Rechtsradikale aufzustehen, sagt Schmitz. "Das ist ihr Vermächtnis."