Interview - Verbraucherschutz: ePA kann ein nützliches Tool sein
Seit Dienstag kann die elektronische Patientenakte ePA aktiviert werden. Lucas Auer vom Verbraucherzentrale-Bundesverband sieht großes Potenzial darin – hat aber auch noch Kritikpunkte.
Die Elektronische Patientenakte ist da und kann ab sofort freiwillig aktiviert werden. Im Oktober soll sie flächendeckend eingeführt werden. Laut dem noch amtierenden Bundesgesundheitsminister Lauterbach ist die ePA eine "Zeitenwende" in der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Mit Blick auf andere europäische Länder hinkt Deutschland bisher eher hinterher.
Auer: "ePA kann die Gesundheitsversorgung effizienter machen"
Lucas Auer ist Gesundheitsexperte bei Verbraucherzentrale Bundesverband. Er sieht in der ePA durchaus Chancen für die Zukunft: "Sie kann die Gesundheitsversorgung effizienter, sicherer und transparenter machen." Sie werde den Austausch von Informationen zwischen Ärzten erleichtern. "Beispielsweise muss man dann nicht mehr Befunde von Arzt A zu Arzt B tragen." Allerdings werde sich der Nutzen insbesondere für die Patientinnen und Patienten erst in der Zukunft einstellen. Bislang sei die ePA sehr auf die Bedürfnisse der Ärztinnen und Ärzte ausgerichtet.
Richtig genutzt könne die ePA auch Kosten sparen – doch das hänge davon ab, wie sich die Kultur der Zusammenarbeit im Gesundheitssystem verändere, so der Experte: "Die Informationen, die über die ePA verfügbar sind, müssen auch gelesen und berücksichtigt werden." So könnten beispielsweise Doppeluntersuchungen vermieden werden.
Kritikpunkte: Weitergabe von Daten und mangelhafte Information
Dass die Patientendaten anonymisiert an die Forschung weitergegeben werden sollen, ist laut Auer ein zweischneidiges Schwert. "Aus unserer Sicht als Verbraucherschützer sind die zulässigen Nutzungszwecke zu weit gefasst. […] Da sehen wir also noch Bedarf, dass da nachgeschärft wird."
Außerdem fordert Auer bessere Informationen für die Versicherten. Denn nur dann könnten sie eine informierte Entscheidung treffen, ob und wie sie die ePA nutzen wollen. Auch müssten Patienten die Möglichkeit bekommen, manche Befunde nur ausgewählten Ärzten zu zeigen und nicht allen. Als letztes müsse es für die Versicherten schnell sinnvolle Funktionen geben, die einen spürbaren Mehrwert schaffen – wie beispielsweise ein digitaler Impfpass.