Interview - Schutz von Frauen: BIG-Initiative fordert sichere Finanzierung
Die Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen (BIG) fordert eine sichere Finanzierung von Frauenhäusern. In manchen Bundesländern müssten Frauen den Aufenthalt selbst bezahlen, sagt BIG-Referentin Kristin Fischer.
Alle vier Minuten erlebe eine Frau in Deutschland Gewalt und jeden zweiten Tag komme es zu einer Tötung. "Das ist die höchste Eskalationsstufe von dem, was Frauen erleben", sagt Sozialpädagogin Kristin Fischer, die als Referentin bei der Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen (BIG) arbeitet. Die Motive der Täter könnten unterschiedlich sein und sich auch vermischen. Es handle sich etwa um "Hass auf Frauen, Macht- und Besitzansprüche oder persönliche Krisen".
Fischer: "Brauchen niedrigschwelligen, schnellen Schutz"
Fischer unterstützt die Forderung von Berlins Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) an die Bundesregierung, das geplante Gewalthilfegesetz schnell umzusetzen. Laut Gesetz soll es künftig eine "bundeseinheitliche Regelung zur Finanzierung von Frauenhäusern und Beratungsstellen" geben, erklärt Fischer. "Das ist ganz wesentlich, damit Betroffene niedrigschwellig und schnell Schutz bekommen können", so die BIG-Referentin.
Denn aktuell müssten Frauen in einigen Bundesländern für ihren Aufenthalt im Frauenhaus selbst zahlen oder Anträge auf eine Unterstützung stellen. "Einige Personengruppen fallen ganz raus, wie zum Beispiel Studierende, Rentnerinnen, Personen mit prekärem Aufenthalt oder wenn man erwerbstätig ist", sagt Fischer. "Das kann natürlich nicht sein: dass ich zum einen für das, was ich erleben musste, auch noch selbst für den Schutz die Kosten aufbringen muss und zum anderen da so eine hohe Hürde entsteht."
Mehr Fallkonferenzen gefordert
Die BIG-Referentin fordert außerdem mehr Austausch zwischen den zuständigen Stellen, etwa in sogenannten Fallkonferenzen. "Es kann nicht sein, dass Datenschutz so eng ausgelegt wird, dass effektive Instrumente nicht eingesetzt werden können und somit sozusagen Datenschutz über Opferschutz steht", kritisiert Fischer. Fallkonferenzen seien ein wichtiges Mittel, damit sich zuständige Stellen in Hochrisikofällen über notwendige Maßnahmen austauschen könnten.