Patienten sitzen im Wartezimmer einer Hausarztpraxis
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Interview - Hausärzteverband: Geht nicht nur ums Geld, sondern um eine Strukturreform

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) trifft sich mit den Hausärztinnen und Hausärzten zu einem Krisengipfel. Es gehe um weniger Bürokratie. Auch müsse die Budgetierung der ärztlichen Honorare endlich aufgehoben werden, sagt Markus Beier, Vorsitzender des Deutschen Hausärzteverbands.

Patientinnen und Patienten sind vor allem in ländlichen Regionen oft um jede Hausarztpraxis froh. Auch sonst ächzen viele Praxen unter hoher Belastung: "Die Situation ist in den meisten Praxen extrem angespannt", sagt der Vorsitzende des Hausärzteverbands Markus Beier. Etwa 5000 Hausärztinnen und Hausärzte fehlen ihmzufolge in Deutschland.

Honorar-Obergrenzen sollen aufgehoben werden

 

Nun hat Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) Verbesserungen angekündigt. Diese will er an diesem Dienstag bei einem Treffen mit Vertreterinnen und Vertretern der niedergelassenen Ärzteschaft und der Krankenkassen in Berlin erörtern. Nach Angaben aus dem Ministerium sollen unter anderem die Honorar-Obergrenzen aufgehoben werden. Die Budgetierung sei ein großes Problem - vor allem in den Stadtstaaten Berlin und Hamburg, sagt Beier.

Mehr Zeit, weniger Bürokratie gefordert

 

Diese Entbudgetierung sei die Grundlage für die Verhandlungen, meint Beier. "Das würde uns aber nicht reichen." Nötig sei weniger Bürokratie - jeder neuen Regelung folge oft ein neues Formular - und mehr Zeit für Patientinnen und Patienten. "Wir müssen uns die Versorgung angucken." Praxen seien auch ein kleines Unternehmen mit einem Team, das viele Ärztinnen und Ärzte gern besser bezahlen würden. Hausärzte aber hätten einen geringeren Gewinn als einige Fachärzte. Man wolle aber keine "Neid-Debatte" anstoßen, sagt Beier. Sondern es gehe um eine Strukturreform.

Beier befürchtet, dass es ohne eine tragfähige Lösung dazu komme, dass viele Hausärztinnen und Hausärzte "mit den Füßen abstimmen". Viele seien über 50 Jahre alt und könnten sich entscheiden, vorzeitig in Rente zu gehen. Man wolle aber "keine Drohkulissen" aufbauen.

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